Die Händler des Wochenmarkts in Stuttgart-Vaihingen klagen über die schlechte Stromversorgung. Immer wieder fliegen die Sicherungen raus. Das hat Folgen: So dürfen die Beschicker auch im Winter keine Heizöfen betreiben. Und im Sommer klappt die Kühlung für das Fleisch nicht zuverlässig . . .

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Manchmal hilft nur noch Galgenhumor: „Es gibt immer wieder Betriebsunterbrechungen. Diesen Zustand finde ich gut, denn man kann mal entschleunigen. Und auch der Kunde freut sich über die Ruhepause“, sagt Ralf Raisch. Seit vielen Jahren kommt der Obst- und Gemüsehändler auf den Vaihinger Wochenmarkt. Und seit jeher gibt es Probleme mit der Stromversorgung. Von Jahr zu Jahr werde es schlimmer, sagt Raisch.

 

Den Käse- und Milchhändler Reiner Wohrle wundert das nicht. Er ist sozusagen ein Urgestein auf dem Wochenmarkt in Vaihingen. Als er vor etwa 35 Jahren das erste Mal vor dem Rathaus seine Waren angeboten habe, da seien es gerade einmal eine Handvoll Stände gewesen. Jeder habe nur eine Waage gehabt – und zwar eine mechanische. Und eine einzelne Glühbirne rückte die Waren ins rechte Licht. Heute seien es mehr als doppelt so viele Stände, und die modernen Wagen würden viel mehr Strom verbauchen. Die Anschlüsse seien aber noch immer dieselben. Das Netz sei einfach überlastet. Immer wieder würden die Sicherungen rausfliegen oder Stecker verschmoren.

Im Winter müssen die Marktbeschicker frieren

Auch die Verkäuferin im Wagen der Metzgerei Häfele kennt das Problem nur zu gut. „Wir dürfen keinen Heizofen anmachen“, klagt sie. Im Winter könne das schon sehr frostig werden, insbesondere in den frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang. Manchmal, wenn es gar zu kalt sei, schalte sie die Kühlung für die Fleisch- und Wurstwaren ab und statt dessen zumindest ein kleines Öfchen ein. Im Sommer gebe es das umgedrehte Problem. Dann nämlich sei die Kühlung der Ware zwingend erforderlich, und wenn dann der Strom ausfalle, sei das für die Ware alles andere als gut. „Das alles ist nicht zufriedenstellend“, sagt die Verkäuferin.

Auch Ulrich Bayer hat von den Schwierigkeiten der Beschicker gehört. Ihm sei sehr an einem funktionierenden Markt gelegen, sagt der CDU-Bezirksbeirat. Er hat beim zuständigen Eigenbetrieb, Märkte Stuttgart, nachgefragt, ob das Problem bekannt sei, und bittet um eine Antwort oder einen Bericht im Bezirksbeirat.

Auch an anderen Stellen in der Ortsmitte gibt es Probleme

Neu ist das Problem jedenfalls nicht. Bereits im Sommer 2013 kritisierten die Beschicker des Wochenmarktes die schlechte Stromversorgung in Vaihingen. Damals wiegelte Märkte Stuttgart, ab: Es gebe keine Probleme in Vaihingen. Vielleicht habe manch ein Beschicker defekte Kabel. Bayers Mail ist bei den Märkten Stuttgart angekommen. Und der Eigenbetrieb hat bereits gehandelt. „Wir haben am Samstag Messungen gemacht, um herauszufinden, ob die Stromversorgung ausreichend ist oder nicht“, sagt der Geschäftsführer Thomas Lehmann auf Nachfrage. Die Ergebnisse liegen aktuell noch nicht vor.

Schwierigkeiten mit der Stromversorgung bei Veranstaltungen gibt es quasi in der gesamten Ortsmitte. Vor allem bei großen Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Weihnachtsmarkt oder dem Vaihinger Frühling wird das immer wieder deutlich. Darum hat der Bezirksbeirat vor Kurzem beschlossen, in die Stromversorgung für den sogenannten Rathausplatz B zu investieren. Das ist die Fläche vor der Schwabengalerie. Dort gibt es bisher überhaupt keinen öffentlichen Stromanschluss. Wann immer dort Veranstaltungen stattfinden oder Parteien ihre Stände haben, muss das Centermanagement des Einkaufszentrums aushelfen. Das funktionierte zwar immer problemlos, ist aber doch kein Dauerzustand. Aufgerundet 14 700 Euro stellen die Lokalpolitiker nun zur Verfügung. So viel kostet laut Stuttgart Netze der neue Anschluss.

Der VVF hat bereits in eine bessere Stromversorgung investiert

Der Verbund Vaihinger Fachgeschäfte sieht auch im Außenbereich des Vaihinger Markts Nachholbedarf, insbesondere im Bereich vor der Metzgerei Treuter. Das möchte der Bezirksbeirat zumindest prüfen. Die Maßnahme habe nicht die Dringlichkeit wie die vor der Schwabengalerie, sei aber „perspektivisch von Bedeutung, um gerade diesen Bereich aufzuwerten“, heißt es im Antrag der Bezirksbeiräte. 2014 hat der VVF selbst in die Stromversorgung investiert. Mit etwa 5000 Euro konnte ein Verteilerkasten an der Hauptstraße aufgestellt werden, um die Stände in diesem Bereich ausreichend mit Strom zu versorgen. Weitere Kostenübernahmen hat der Verbund abgelehnt.