Nach 50 Jahren wurde im Jahr 2019 der Pfennigmarkt eingestellt. Nun wird er wiederbelebt, doch er kehrt in einem anderen Gewand zurück. Statt als zweitägige Riesenveranstaltung in der Liederhalle kommt er für einen Monat als Ladengeschäft in die City.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Nach 50 Jahren war im Jahr 2019 Schluss. Eigentlich. Doch nun kommt er wieder, der Pfennigbasar des German American Women’s Club (GAWC), also des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs. Allerdings in einem gänzlich anderen Gewand. Nämlich als Pop-up-Store, also einem Ladengeschäft, das vom 1. März an einen Monat lang geöffnet sein wird.

 

Bisher war der Pfennigbasar eine Veranstaltung, die ihrem Name alle Ehre machte. An zwei Tagen im Herbst kamen Massen an Menschen in die Liederhalle, in der sich Massen an Second-Hand-Kleidung, Hausrat, Büchern, Deko, Spielzeug und Schuhen stapelten und türmten. Fast alle Besucher verließen den Pfennigbasar mit großen Tüten, deren Inhalt sie für wenig Geld erstanden hatten. Die Ware war allesamt gespendet, die Einnahmen wurden wiederum an soziale Projekte übergeben. Alle waren glücklich. Lange Zeit zumindest. Doch dann wirkten sich die gestiegenen Unkosten immer mehr auf den Reinerlös aus – und somit auf das Spendenergebnis. Im Jahr 2011 konnten noch Schecks in einer Gesamthöhe von 95 000 Euro überreicht werden, 2018 waren es nur noch 22 500 Euro. Der Grund dafür war unter anderem die Besteuerung, denn der Basar wurde wie ein Geschäftsbetrieb veranlagt. Hinzu kam die reguläre Miete der Liederhalle mit rund 6000 Euro. Außerdem konnte der Club die gespendeten Sachen nicht mehr unentgeltlich bei deutschen Firmen und der US-Army lagern.

Pop-up-Store in einem leer stehen Laden in der City

So beschloss man, den Pfennigbasarerst einmal einzustellen, zumindest in der ursprünglichen Form. Im Jahr 2020 und 2021 wollte man je einen Pfennigbasar im XXS-Format stattfinden lassen, jedes Mal musste dieser jedoch wegen Corona abgesagt werden. „Wir hatten inzwischen aber so unglaublich viel Ware gesammelt, dass wir dringend eine Lösung brauchten“, sagt Stefanie Larson, Administratorin des GAWC. Das neue Konzept musste unbedingt coronakonform sein, weshalb schnell die Idee aufkam, einen Pop-up-Store zu eröffnen.

Das Basarteam des Clubs – Daniela Schott, Babs Klein und Birgit Eisemann – gingen daraufhin auf Oberbürgermeister Frank Nopper zu, der sie in Kontakt mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart brachte. Über deren Leerstandsvermittlung fand sich ein leer stehender Laden im Gebäude Esslinger Straße 8 gegenüber vom Züblin-Parkhaus in einem Gebäude, dass der Dinkelacker AG gehört. „Diese überlässt uns die rund 100 Quadratmeter große Fläche zu tollen Bedingungen, wir müssen nur die Nebenkosten zahlen“, sagt Larson.

Endlich wieder die Chance, mit dem Pfennigbasar zu helfen

Im Moment laufen die Planungen: Wie viele Kleiderstangen und Tische passen auf eine 100 Quadratmeter große Fläche? Wie bekommt man die Ware aus all den Garagen und Abstellkammern in den Laden? Wie viel Personal braucht man, um die Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag 14 bis 19 Uhr, und Samstag von 10 bis 15 Uhr abdecken zu können? Zudem gibt es noch eine paar Unabwägbarkeiten, etwa die Frage, wie viele Menschen im März den Laden gleichzeitig betreten dürfen? „Ich gehe nicht davon aus, dass es viel mehr als zehn sein werden“, sagt Larson, die allerdings hofft, dass bis dahin die 2-G-Regel fällt, damit nicht noch ein höherer personeller Aufwand entsteht.

Mit einem Einkauf anderen Menschen helfen

Generell wird der Durchschlag im Laden natürlich nicht so hoch sein wie in der Liederhalle. Allerdings sei der Laden einen Monat lang für die Kunden offen – und man brauche nicht so viel Personal auf einmal. „In der Liederhalle haben wir 400 ehrenamtliche Helfer gebraucht“, sagt Larson. Wichtig sei aber letztlich vor allem, dass man wieder die Chance habe, mit dem Pfennigbasar zu helfen: Sowohl Menschen, die darauf angewiesen sind, günstig einkaufen zu können als auch Menschen, die über die sozialen Projekte unterstützt werden.