Der Gemeinderat kehrt beim Baugebiet „Nördlich Schelmenäcker/Pfuhlweg“ zu den alten Plänen aus dem Jahr 2014 zurück.

Rutesheim - Wenig erfreut sind Gemeinderat und Stadtverwaltung, dass sie am Montag beim Baugebiet „Nördlich Schelmenäcker/Pfuhlweg“ auf einen Bebauungsplan aus der Schublade zurückgreifen mussten. Auf diesem Areal östlich und westlich der Heimerdinger Straße soll nämlich die nächste größere Wohnsiedlung der Stadt entstehen.

 

Der Bebauungsplan muss neu ausgelegt werden, was die Stadräte einstimmig gebilligt haben. Dazu kommt es, weil ein geplanter Grundstückstausch zwischen der Stadt und den Eigentümern von Grundstücken zwischen der Heimerdinger Straße und dem Otto-Hahn-Weg trotz intensiver Bemühungen der Verwaltung nicht zustande kam. Somit kann der geplante Gehweg entlang des Pfuhlwegs nicht realisiert werden. So bleibt nichts anderes übrig, als in diesem Teil des Pfuhlwegs eine sogenannte Mischverkehrsfläche zu schaffen.

Das wirkt sich auch auf die Bebauung im Quartier aus. Zur Tauschvereinbarung gehörte auch, dass die Grundstückseigentümer selbst drei Geschosse mit Dachterrasse und begrüntem Flachdach bauen durften. Doch nun gilt der Plan von 2014, der zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss mit Satteldach vorsieht. Weil die Eigentümer unter anderem ein Mehrfamilienhaus mit bis zu zwölf Wohnungen errichten wollen, sind westlich ihres Baufensters keine überirdischen Stellplätze zugelassen und sie müssen eine Tiefgarage errichten. Zurückgenommen werden damit auch andere Vorteile, die der Flächentausch mit sich gebracht hätte. Etwa die Verlängerung eines Baufensters oder die günstige Verlagerung eines weiteren Bauplatzes.

Der Flächentausch ist vom Tisch

Was ist der Grund für den Sinneswandel der Grundstückseigner? Eingebettet in dem großen privaten Grundstück, wie in einem U, liegt eine städtische Fläche. Diese war 2014 für ein Doppelhaus vorgesehen. Doch angesichts der Wohnungsnot hat der Gemeinderat geförderten Wohnungsbau im beiden Teilen des Baugebiet beschlossen. Also sollte auf dem ursprünglichen Grundstück für das Doppelhaus ein Mehrfamilienhaus mit fünf geförderten Wohnungen entstehen – mit dazugehöriger Tiefgarage. Was sie für sich selbst in Anspruch nehmen, also Geschossbau, lehnen die Grundstückseigner in der Nachbarschaft ab. Der Flächentausch ist vom Tisch.

„Es ist befremdlich, aus welchem Grund der Tausch nicht stattfindet. Durch geförderten Wohnungsbau entstehen hier auf keinen Fall soziale Brennpunkte“, sagte der UBR-Fraktionschef Harald Schaber. Quer durch alle Fraktionen machten die Gemeinderäte klar, dass sie hinter dem Entschluss stehen, sowohl gefördertes Mietwohnen als auch den Bau und Erwerb von Immobilien für den Eigenbedarf zu unterstützen – und das im gesamten Baugebiet. Stadtrat Alexander Vetter (CDU) appellierte an die Grundstücksbesitzer, ihren Entschluss doch vielleicht zu überdenken, damit der Gehweg auch nach Westen verlängert werden kann.

Aus der Not eine Tugend machen

An diesem Fußweg hat sich die weitere Diskussion entzündet. „Der Gehweg in der westlichen Hälfte des Pfuhlwegs muss entfallen und so schlagen wir vor, aus der Not eine Tugend zu machen und das komplette östliche Gebiet als Mischverkehrsfläche zu verwirklichen“, beantragte Gabl-Fraktionschef Fritz Schlicher. Während er in Wolfgang Diehm von der BWV und Teile dessen Fraktion Zustimmung fand, kam der Vorschlag bei der Stadtverwaltung und den anderen Fraktionen nicht an. Die pochten alle auf die höhere Sicherheit, die ein klar abgegrenzter Gehweg den Fußgängern biete. Fritz Schlichers Vorschlag wurde schließlich mit sechs Ja-Stimmen und 13 Nein-Stimmen abgelehnt.

Dafür gab es ein einstimmiges Votum beim nächsten Tagesordnungspunkt, der auch dieses Baugebiet betraf. Stadtbaumeister Bernhard Dieterle-Bard verkündete, dass die Kanäle, die Verlegung von Versorgungsleitungen sowie die Straßenbauarbeiten im „Nördlich Schelmenäcker/Pfuhlweg“ erheblich weniger Geld kosten werden. Geschätzt waren rund zwei Millionen Euro. Nun macht es die Firma Brodbeck aus Metzingen für gut 1,4 Millionen Euro. Sie will bereits im April mit den Arbeiten beginnen, so dass zum Baustart in zwei Jahren alles unter Dach und Fach ist.