Weil die Nachfrage sinkt, steigen die Mieten in Großstädten wie Stuttgart nicht mehr so stark. Der Nachteil: In den kleineren Großstädten wie Pforzheim ziehen sie umso mehr an.

Stuttgart - Es ist alles immer eine Frage der Perspektive. Jahrelang gingen die Mietpreise in den deutschen Städten durch die Decke. In Baden-Württemberg ist Stuttgart das beste Beispiel für einen überhitzten Markt, wo sich nur schwerlich bezahlbarer Wohnraum finden lässt. So gesehen kann die neueste Auswertung des Immobilienportals Immowelt zur Entwicklung der Mietpreise bei Bestandswohnungen durchaus als positive Entwicklung gedeutet werden: Ja, die Mieten steigen weiterhin, aber nicht mehr so stark.

 

Zwei Prozent mehr in Stuttgart

Im Jahr 2021 kostete der Quadratmeter Wohnraum in Stuttgart im Mittelwert 13,50 Euro, was einen Anstieg von zwei Prozent zum Vorjahr bedeutet. Von 2019 auf 2020 kletterten die Preise in der Stadt noch um vier Prozent, von 12,80 auf 13,30 Euro. Immowelt hebt für seine Zahlen auf die sogenannten Angebotsmieten von Bestandswohnungen ab. Es geht also um die Preise bei der Wiedervermietung von Wohnraum. Die Mietpreise bei Neubauten spielen ebenso wenig eine Rolle wie Bestandsmieten. Um den Mittelwert nicht zu verzerren, werden des Weiteren nur Häuser und Wohnungen zwischen 40 und 120 Quadratmeter in die Berechnungen mit aufgenommen.

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Stuttgart ist dabei mitnichten die einzige Großstadt, in der die Mietpreise weniger stark ansteigen. In München, Deutschlands teuerster Stadt, bleibt das Preisniveau beispielsweise nahezu unverändert. Immowelt sieht darin ein Zeichen, dass viele Mieter in den Großstädten offenbar nicht mehr bereit wären, noch höhere Preise für ihren Wohnraum zu zahlen und sich Vermieter dementsprechend anzupassen hätten. Hinzu komme, dass durch die Corona-Pandemie und die Möglichkeit von Homeoffice viele Menschen in den Speckgürtel der Metropolen oder in kleinere Städte ziehen würden.

Wohnen im Umland wieder immer teurer

Ob coronabedingt oder nicht, tatsächlich sind die Mietpreisanstiege in Baden-Württemberg momentan besonders in den mittleren Großstädten frappierend. Nach elf Prozent im Vergleich 2019-2020, mussten Mieter in Pforzheim 2021 ein Mietpreisplus von neun Prozent wegstecken, 9 Euro pro Quadratmeter kostet hier mittlerweile der Wohnraum. Ulm, Karlsruhe und Heilbronn (je sechs Prozent Plus) befinden sich inzwischen sogar über der 10-Euro-Marke.

Auch wenn sich ein Trend in die eine oder andere Richtung abzeichnet, sind die genauen Zahlen solcher Auswertungen immer mit einer gewissen Vorsicht zu lesen. Letztlich hat Immowelt nur Zugriff auf Daten von Wohnungen, die auf der Plattform direkt angeboten werden. Das aber machen längst nicht alle Vermieter. Große Wohnungsunternehmen zum Beispiel inserieren auch auf ihren eigenen Plattformen. Darüber hinaus sind die Preise von Angebotsmieten in der Regel höher als die von Bestandsmieten, weswegen sie keinen klaren Rückschluss auf das Mietpreisniveau in den Städten bieten. Für unter 10 Euro pro Quadratmeter in Stuttgart leben, das ist wahrscheinlich für immer weniger, aber doch reichlich genug Menschen noch möglich.

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