Ein neues Projekt namens Raumteiler hat einen besonderen Ansatz: Einzelne Zimmer in Häusern oder Wohnungen sollen an Menschen in prekären Wohnsituationen vermietet werden, die sonst keine Unterkunft finden. Wie das genau funktionieren soll, lesen Sie hier.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt - Der Wohnraummangel ist aktuell in aller Munde. Auch Normalverdienende mühen sich ab, auf dem Wohnungsmarkt etwas Erschwingliches zu finden. Besonders aber kämpfen Menschen in prekären Lebenssituationen: Flüchtlinge beispielsweise, die aus den Systemunterkünften ausziehen wollen, oder alleinerziehende Elternteile mit Kindern, oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen.

 

Für all diese Menschen gibt es jetzt das Projekt Raumteiler der Stadt Filderstadt, das Oberbürgermeister Christoph Traub als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnet. „Es geht nicht darum, ganze Häuser oder Wohnungen anzumieten“, erklärt er, „sondern der Name ist Programm: Es geht um Zimmer zur Untermiete.“

Angestrebt wird eine Art Wohngemeinschaft

Anstatt nach ganzen Wohneinheiten zu suchen, geht es um einzelne Zimmer, die vermietet werden. Ein klassisches Beispiel ist ein älteres Ehepaar: Die Kinder sind aus dem Haus, ein paar Zimmer stehen leer. In diesen Zimmern könnte nun ein geflüchteter Mensch oder eine alleinerziehende Mutter unterkommen.

Da diese Art des Zusammenlebens, in einer Art Wohngemeinschaft, enger ist als andere, kommt es besonders darauf an, dass Vermieter und Mieter gut zusammenpassen. Darum ist eine extra Stelle geschaffen worden: Justyna Molik-Böpple, bisher bereits als Integrationsmanagerin im Amt für Integration, Migration und Soziales tätig, stockt ihren Posten auf und ist von nun an zusätzlich als Matching-Managerin unterwegs. Sowohl für Vermieter wie auch für Mieter ist die neue Sprechstunde der Matching-Managerin gedacht. Diese ist immer dienstags von 9.30 bis 12 Uhr im Quartiersladen Sielmingen, Sielminger Hauptstraße 40. Alle, die sich erkundigen möchten, wie genau das Projekt Raumteiler funktioniert, können vorbeikommen.

„Wir entwickeln gerade Fragebögen, in denen Vermieter und Mieter erklären, was sie sich wünschen und wie sie sich das Zusammenleben vorstellen“, erklärt Molik-Böpple. Anhand dieser Angaben bringt sie dann potenzielle Vermieter mit potenziellen Mietern zusammen. „Beim ersten Gespräch bin ich dabei“, erklärt Molik-Böpple, „auch im weiteren Verfahren helfe ich, wo es nötig ist.“ Beispielsweise auch, wenn das Zusammenleben doch weniger harmonisch ist als gedacht.

Die katholische Seelsorgeeinheit hat den Ausschlag gegeben

Damit rechnet aber erst einmal niemand. „Karlsruhe, Konstanz und Ulm machen schon länger ihre eigenen Raumteiler-Projekte“, berichtet Daniela Hehn vom Amt für Integration, Migration und Soziales, „und von dort sind keine negativen Erfahrungen bekannt.“ Denn Raumteiler ist eine landesweite Initiative vom Städtetag und dem baden-württembergischen Sozialministerium. Hehn erklärt, wie es dazu gekommen ist, dass das Projekt nun auch in Filderstadt startet: „Wir haben uns dazu informiert und überlegt, wie man es hier bei uns umsetzen kann.“

Den Ausschlag hat dann aber die katholische Seelsorgeeinheit Filderstadt gegeben: Dort wird die zusätzliche Stelle für Molik-Böpple nämlich finanziert. Man habe sich schon früh in Sachen Wohnraumfindung engagiert, erklärt der Pfarrer Andreas Marquardt: „Wir haben zeitweilig auch selbst Wohnungen angemietet, aber das können wir nicht mehr leisten.“ Mit der Finanzierung der Stelle möchte die Seelsorgeeinheit ihren Beitrag leisten. Marquardt hat selbst schon gute Erfahrungen mit Untermietern gemacht: „Bei mir wohnt ein syrischer Flüchtling mit in der Pfarrwohnung. Es braucht seine Zeit, sich miteinander einzuspielen, aber dann ist es bereichernd für beide.“

Die Nachbarkommune Leinfelden-Echterdingen hat das Projekt „L.-E. mietet“ organisiert. Hier tritt die Stadt als Mieter auf, um Flüchtlinge in Wohnverhältnisse zu vermitteln. In Filderstadt kommt lediglich die Vermittlung der beiden Parteien durch die Verwaltung zustande.