Die Schlegel-Unternehmensgruppe aus Bietigheim hat das Areal der Schweizer Group in Murrhardt gekauft und plant Wohnungsbau auf 7500 Quadratmetern. Was für Auswirkungen hat das für die Entwicklung der Innenstadt?

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Neubauten statt Fabrikhallen: Auf insgesamt rund zwei Hektar großen Grundstücken auf dem sogenannten „Schweizer-Areal“ in Murrhardt werden derzeit umfangreiche Bauvorhaben geplant. „Alles spannende Projekte, die eine große Chance für die Entwicklung unserer Innenstadt bieten“, sagt Bürgermeister Armin Mößner. Auf den ehemaligen Fabrikflächen, unmittelbar an der Murr gelegen, sollen in den kommenden Jahren moderne Wohnungen sowie Flächen für Dienstleistung, Handel und Gewerbe entstehen.

 

Für eines der Areale ist der Aufstellungsbeschluss gefasst

Am weitesten gediehen sind die Pläne für eine Fläche zwischen der Fritz-Schweizer Straße sowie einer südlich des Obermühlenwegs. Hierfür hat der Gemeinderat den Bebauungsplan aufgestellt. Das Planpapier sieht auf dem größeren der beiden Grundstücke den Bau von fünf Reihen- und Doppelhäusern sowie von zwei Mehrfamilienhäusern vor. Daneben soll es einen gut fünfzig Meter langen Baukörper geben, der Platz für gewerbliche Nutzung bietet und die Wohnhäuser vom benachbarten Industriegebiet abschirmt. Hierfür muss die Fläche zum Mischgebiet umgewidmet werden.

Auf der anderen Flussseite soll auf einem eher quadratischen Grundstück am Obermühlenweg ein großer Wohnblock mit maximal fünf Vollgeschossen entstehen. Dort könnten Wohnungen für Senioren verwirklicht werden, sagt Mößner.

Einen Steinwurf entfernt liegt an der Theodor-Heuss-Straße und am Obermühlenweg ein 7500 Quadratmeter großes Areal, auf dem Bauten der ehemaligen Firma Schweizer und Weichand stehen. Dieses Grundstück hat jüngst den Besitzer gewechselt. Es gehört nun der Bietigheimer Unternehmensgruppe Schlegel concepts, die auf besondere Bauprojekte spezialisiert ist. Für dieses Areal haben die Projektentwickler ebenfalls Planungen vorgelegt: Die vorläufige Konzeption sieht, bis auf eine Kita, mehrgeschossige Wohnbebauung vor. Nach aktuellem Stand könnten dort sieben Gebäude mit insgesamt 75 bis 80 Wohnungen entstehen. Davon soll in einem Gebäude eine Kindertagesstätte für zwei Gruppen realisiert werden. Die Häuser könnten in Holzhybridbauweise – versehen mit Holzfassaden – erstellt werden, erklärt Geschäftsführer Albert Schlegel. Denkbar sei ein Energieeffizienzhaus Stufe 40, Photovoltaikanlagen sowie Flächen- und Fußbodenheizung durch Nahwärmeversorgung. Das Thema Nachhaltigkeit spiele eine wichtige Rolle. „Wir haben viele Ideen, befinden uns aber noch in der Vorplanung und müssen schauen, was sich umsetzen lässt“, sagt der Firmenchef. Angedacht sind 60 bis 70 Quadratmeter große Wohnungen. Aber auch größere Einheiten mit bis zu 130 Quadratmetern Wohnfläche, etwa als Penthouse, seien vorgesehen.

Standortvorteile in Murrhardt

Im Innenbereich des neuen Quartiers sind Grünflächen, Wege, Plätze und weitere Aufenthaltsbereiche, darunter auch ein Spielplatz, angedacht. Vom bereits erwähnten Nachbarareal nördlich der Murr soll ein Weg über das Gelände in die Innenstadt führen. Autos der künftigen Bewohner sollen in einer Tiefgarage mit 130 bis 140 Stellplätzen untergebracht werden.

Die Vorteile des Standorts liegen für Albert Schlegel auf der Hand: „In Murrhardt ist alles da, was man zum Leben braucht. Nahversorgung, Einkaufsmöglichkeiten, Bahnhof, alles ist fußläufig in drei bis fünf Minuten erreichbar. Schulen, Gymnasien, alles vorhanden.“ Und auch die Anbindung an Stuttgart sei durch den Zug und seinen 30- Minuten-Takt einwandfrei.

Gemeinderat befürwortet Projekte

Beim Gemeinderat seien die Bauvorhaben des Bietigheimer Büros auf Zuspruch gestoßen, berichtet Armin Mößner. Zunächst müssten allerdings auch in diesem Fall planungsrechtliche Voraussetzungen geschaffen werden. Sprich: Ein neuer muss Bebauungsplan her. Darin werden unter anderem auch die zulässigen Gebäudehöhen geregelt. Sie sollen sich an den umliegenden Gebäuden orientieren und in die bestehende Bebauung einfügen. Für das höchste der sieben Gebäude seien vier Vollgeschosse plus ein Dachgeschoss geplant. „Als nächster Schritt steht der Einstieg in die Bauleitplanung an“, sagt Armin Mößner. Damit die Planungen in die richtige Richtung laufen, wurde für die Vorhaben auf dem Schweizer-Areal eigens ein städtebaulicher Ausschuss gebildet, dem Vertreter aus jeder Fraktion des Gemeinderats angehören.

Baubeginn bereits Ende 2024?

Die Frage nach einem möglichen Baubeginn lässt sich bei einem derart frühen Verfahrensstand nur schwer exakt beantworten. Dennoch gibt Albert Schlegel für sein Vorhaben als frühest möglichen Baustart den Herbst kommenden Jahres an – sofern die nötigen Verfahren reibungslos verlaufen.