In Kürze wird an der Pallotti-Kirche die Abrissfirma anrücken. Dort soll ein Wohnquartier errichtet werden. Der Bürger- und Kulturverein wehrt sich gegen die geplante Höhe der acht Häuser. Die Stadt will aber einen Trick anwenden.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Birkach - Acht Häuser sollen auf dem Gelände, auf dem derzeit noch die Vinzenz-Pallotti-Kirche steht, errichtet werden. Auf dem 85 Ar großen Areal (entspricht etwas mehr als einem Fußballfeld) plant das Siedlungswerk bis zum Jahr 2020, insgesamt 66 Wohnungen für Familien, Studenten und Flüchtlinge zu errichten. Der Bürger- und Kulturverein Stuttgart-Birkach (BKV) wendet sich nun in einer Pressemitteilung gegen das Ausmaß der geplanten Bebauung. Konkret geht es den Mitgliedern um die Auswirkungen auf die Landschaft und die Höhe der Wohnhäuser.

 

BKV fordert Reduzierung der Stockwerke

„Die Ansichtsfläche der geplanten Neubauten parallel zur Aulendorfer Straße ist rund dreimal so groß wie die entsprechende Ansichtsfläche der bestehenden Bauten. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf das Landschaftsbild mit den im Osten und Norden angrenzenden Landschaftsschutzgebieten“, schreiben die Mitglieder des BKV in ihrer Mitteilung. Sie bezeichnen den Bebauungsplanentwurf als nicht genehmigungsfähig, da die Stadt Stuttgart von Anfang an die Forderung nach maximalem Bauvolumen zum Gegenstand der Auslobung des Architektenwettbewerbs gemacht habe.

Die „fehlende gebotene Objektivität sowie fehlende gebotene Neutralität“ seien dem politischen Druck nach mehr Wohnraum geschuldet, schreibt der BKV. Besonders deutlich werde dies an dem geplanten achtgeschossigen Haus Nummer 4, das 25,5 Meter hoch werden solle. Den Titel als „städtebaulicher Akzent“ für dieses Haus bezeichnen die Mitglieder des BKV als „reine Schutzbehauptung der Fachabteilung, um den Mangel in der Auslobung zu kaschieren und die falschen Bewertungen des Aspekts ‚Landschaft’ zu rechtfertigen.“ Aus diesem Grund fordern die Mitglieder des BKV in ihrer Pressemitteilung eine Reduzierung von acht auf vier Geschosse im Haus Nummer 4, sowie eine Reduzierung von sechs auf drei Stockwerke in den Häusern mit den Nummern 2 und 3.

Stadt will optische Tricks anwenden

Unterdessen verweist die Stuttgarter Stadtverwaltung diesbezüglich schon länger auf den stadtweiten Wohnungsmangel. Außerdem versprechen die Mitarbeiter der Stadt, dass sie es durch bauliche Tricks schaffen wollen, dass die geplanten Gebäude niedriger aussehen, als sie es tatsächlich sind. So sollen die oberen Geschosse leicht eingerückt und in Farbe und Material abgesetzt werden, um weniger in Erscheinung zu treten. Auch soll am Haus 4 – dem höchsten Gebäude des Quartiers – der Balkon von Süd nach West gedreht werden. So soll es von der Aulendorfer Straße aus gesehen weniger hoch wirken.

Das Siedlungswerk, das zu 75 Prozent vom Bistum Rottenburg-Stuttgart getragen wird, sagt nicht viel zu den Vorwürfen des BKV: „Wir als Siedlungswerk können uns leider nicht zu laufenden amtlichen Verfahren äußern“, sagt Daniel Krehl, Assistent der Geschäftsführung des Siedlungswerks. Im Übrigen hätten für das Bauvorhaben auf dem Pallotti-Areal alle Bürgerbeteiligungs- und Informationsveranstaltungen stattgefunden, ergänzt Krehl.

Gemeinsam er Kampf für die Bushaltestelle

Einer Meinung mit dem Siedlungswerk sind die Mitglieder des Bürger- und Kulturvereins bezüglich der Haltestellenumbenennung. Gemeinsam mit der katholischen Kirche sowie einigen Stadträten und Bezirksbeiräten kämpfen sie dafür, dass die Bushaltestelle „Lerchenwiesen“ wieder zurück benannt wird in „Pallotti-Kirche“. Im Rahmen des Fahrplanwechsels Mitte Dezember wurde die Haltestelle umbenannt – nur knapp zwei Monate nach der Entweihung der Kirche.

In der jüngsten Bezirksbeiratssitzung stimmten die Lokalpolitiker einem Antrag der CDU-Fraktion zu, in dem die Christdemokraten fordern, dass der Begriff Pallotti weiterhin in der Haltestellenbezeichnung erscheinen soll. „Ich kann nicht verstehen, warum es bei der SSB überhaupt keine Sensibilität für solche Vorgänge gibt“, sagte der CDU-Bezirksbeirat Werner Schmückle. Sein SPD-Kollege Ulrich Fellmeth-Pfendtner ergänzte: „Die Vorgehensweise der SSB erinnert an vordemokratische Zeiten.“ Lediglich Sebastian Exner von SÖS/Linke-plus stimmte gegen den Antrag.