Endlich: Der Wohnungsbau auf dem Olga-Areal im Stuttgarter Westen kann beginnen. 244 Wohneinheiten werden dort entstehen. Bei der Grundsteinlegung wurde auch Kritik am langen Planungsprozess laut.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Für Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) ist es „ein wichtiges Projekt für den Westen, aber auch für ganz Stuttgart“. Am Mittwoch hat der OB mit Bauträgern und Baugemeinschaften den Grundstein für die Bebauung des Olga-Areals im Westen gelegt. Bis 2019 sollen dort 224 Wohnungen entstehen, 116 von diesen sind gefördert. Das Investitionsvolumen für den Hochbau beträgt insgesamt 108 Millionen Euro.

 

Die Neubauten auf einer der größten Entwicklungflächen der Stadt, wo früher das Kinderhospital Olgäle stand, sollen aber nicht nur einen Beitrag leisten zur Schaffung dringend benötigter Wohnungen auch für Gruppen mit geringeren Einkommen. Entstehen solle ein soziales und familiengerechtes Quartier, so Kuhn, das zeigemäßes urbanes Wohnen biete. „Das Olga-Areal ist beispielgebend, wie wir uns Wohnen in der Stuttgarter Innenstadt vorstellen.“

Stadt erprobt neues „Konzeptverfahren“

Erstmals hat die Stadt hier im großen Rahmen das erst vor wenigen Jahren entwickelte „Konzeptverfahren“ erprobt. Danach werden Grundstücke an Baugemeinschaften nicht mehr nach Höchstgebot vergeben, sondern zu Festpreisen, allerdings gemäß einer ganzen Palette von Kriterien, denen die eingereichten Nutzungskonzepte entsprechen müssen. Auf dem Areal sind sieben Baugemeinschaften aktiv, die zusammen 90 Wohnungen errichten. Bei der Vergabe an große Bauträger, in diesem Fall SWSG, Siedlungswerk und Mörk Immobilien, wird zur einen Hälfte das Konzept, zur andere wie bisher das Kaufangebot gewichtet. Dadurch will man bauliche Viefalt und eine gewisse soziale Durchmischung erreichen, dass etwa auch Wohnraum für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Das Olga-Areal diene nun als „Referenzprojekt“ für das Stuttgarter Konzeptverfahren, so Kuhn, das zum Standard auch für die Bebauung des Neckarparks, des Bürgerhospitalgeländes und des Rosensteinviertels werden solle.

Kritik an dem langen Planungsprozess

Der OB war nicht der einzige, der bei der Grundsteinlegung andeutete, dass bei dem Modellprojekt nicht alles wie erhofft verlief und so manche Herausforderung zu bewältigen war. Rüdiger Arendt, der Sprecher der Baugemeinschaften und Mitglied der Bürgerinitiative „Olgäle 2012“, lobte die Vorteile des „partizipativen Planungsprozesses“, der individuelle Wohnkonzepte und eine hohe Planungsqualität ermögliche und überdies die Kosten für die Nutzer verringere. Arendt verwies aber auch auf die in diesem Fall sehr lange Planung in einem ohnehin sehr komplexen Prozess. Viel Zeit sei verloren gegangen wegen Unstimmigkeiten zwischen dem Bau- und dem Finanzreferat in der Sache. Und Stuttgart habe eben „noch wenig Erfahrung mit Baugemeinschaften“, so Arendt. So gebe es in der Verwaltung ein etwas zu stark ausgeprägtes Sicherheitsdenken, was die Abläufe verlangsame, und ein noch nicht vollständig ausgeräumtes Misstrauen gegenüber Baugemeinschaften. Auch wegen des jahrelangen Planungsprozesses, der schon 2007 begann, hat es in den Baugemeinschaften teils bis zuletzt immer wieder Wechsel gegeben, etwa weil Familien die Förderkriterien der Stadt nicht mehr erfüllten oder aufgrund der Baupreisentwicklung schließlich aussteigen mussten.