An der Mittenfeldstraße in Stuttgart-Weilimdorf entstehen bis 2023 insgesamt 335 familienfreundliche und barrierefreie Wohnungen. Zum Abschluss des ersten Abschnittes gab es ein großes Fest. Die prominenten Ehregäste geizten nicht mit Lob für das Vorzeigeprojekt.

Giebel - Nach mehr als einem halben Jahrhundert waren die Blockbauten der Baugenossenschaft Neues Heim eG in die Jahre gekommen. Da eine Sanierung im Bestand in etwa die gleiche Summe gekostet hätte, entschied der Vorstand der Genossenschaft, die 60 Millionen Euro in Neubauten zu stecken. Sukzessive werden so die Altbauten durch moderne Lang- und Punkthäuser ersetzt. Mit dem Abschluss des ersten Abschnittes, dem Baufeld West, war nun Halbzeit des Großprojektes, das 335 neue, familienfreundliche und barrierefreie Wohnungen bringt und 2023 abgeschlossen sein soll. Eine Zäsur, die doppelten Grund zum Feiern gab, weil dabei auch gleich noch der Spatenstich für den zweiten Teil, fürs Baufeld Ost erledigt wurde.

 

Ein doppelter Grund zum Feiern also, der Rüdiger Maier, dem Vorstandsvorsitzenden der Baugenossenschaft Neues Heim, einen emotionalen Jubelruf entlockte: „Wow, was für eine überwältigende Resonanz“, stellte er mit Blick auf das volle Festzelt sowie auf zahlreiche prominente Gäste fest. Auf Oberbürgermeister Fritz Kuhn zum Beispiel, der bei dieser Gelegenheit vorneweg das Hohelied auf genossenschaftliches Bauen anstimmte: „Dieses Projekt zeigt, was eine Organisation leisten kann, die nicht am maximalen Profit, sondern am Gemeinwohl orientiert ist. Sie zeigen damit eine bodenständige Verantwortung für die Mitglieder und für die Stadtgesellschaft. Mit bezahlbarem Wohnraum leistet die Genossenschaft etwas für die Stadt Stuttgart und für die Menschen hier.“

Altmieter dürfen in die neuen Wohnungen

Vielfach gelobt wurde auch, dass in dem Projekt Flächen für eine Arztpraxis und ein Pflegezimmer, für zwei integrative Wohn- sowie zwei Pflegewohngemeinschaften vorgesehen sind. Ebenso, dass alle Altmieter, die das wollen, dort auch eine neue Wohnung bekommen: bei um nur rund einen Euro pro Quadratmeter erhöhten Mietpreis. Und die Vorgehensweise fand sogar Einlass in die launige Moderation des Kabarettisten Klaus Birk: „Auch unter sozialen Gesichtspunkten ist der Umgang mit den Mietern hier etwas Besonderes.“

Axel Gedaschko, der Präsident des Bundesverbandes der Immobilienbranche, sortierte das Projekt in die „Königsklasse des Bauens“ ein: „Es ist ein Beispiel für die Verbindung von qualitativ hochwertigem und zugleich preiswertem Wohnungsbau.“ Er fügte hinzu: „Teuer kann jeder. Sie zeigen, dass es auch anders geht.“ Zudem nannte er genossenschaftliches Bauen insgesamt eine „gelebte Mietpreisbremse“.

Bezirksvorsteherin lobt Umgang mit Mietern

Bezirksvorsteherin Ulrike Zich erinnerte daran, dass Giebel, Bergheim und Hausen „in der großen Wohnungsnot der Nachkriegszeit auf der Wiese gebaut wurden: für Vertriebene, Flüchtlinge und Ausgebombte“. Darin spiegele sich „auch eine ungeheure Integrationsleistung, die ein Beispiel für heute sein kann“. Dieses Projekt zeige auch: „Es geht, es funktioniert, es kann wieder funktionieren.“ Auch den Umgang der Baugenossenschaft mit ihren Mietern nannte sie beispielhaft: „So bieten Sie die Möglichkeit, dass die Menschen in ihrem Quartier und in ihrem sozialen Gefüge bleiben können.“ Denn zur Lebensqualität gehöre auch „das große Ganze: die unmittelbare Umgebung, der Stadtraum, die Stadt. Chapeau und Gratulation zu diesem Meilenstein fürs Wohnen in Giebel, in Weilimdorf!“

Dafür, dass man hier „noch öfters was zu feiern hat“, wie sie eingangs bemerkte, legte Ulrike Zich dann auch gleich mit Hand an: bei der alternativen Grundsteinlegung, bei der Dokumente in einer Eisenschatulle in eine Bodenplatte eingegossen wurden. Und die wird dereinst offen präsent sein: als integraler Teil des künftigen Spielplatzes vor Ort.