Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt deutlich an. Die Täter sind wie Phantome. Doch manchmal gibt es Ohrenzeugen. Wie sollen sie reagieren?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Sind komische Geräusche in der Nachbarwohnung ein Grund, Alarm zu schlagen? Soll man beim Nachbarn klingeln oder lieber gleich die Polizei über Notruf 110 verständigen? In einem Mehrfamilienhaus im Stadtbezirk Zuffenhausen hat sich diese Frage einem Bewohner kurz gestellt – doch letztlich wollte er nicht gleich die Pferde scheu machen. Doch nebenan werkelte tatsächlich ein Einbrecher.

 

Die Szene spielte sich am Montagnachmittag in einem Haus an der Fleiner Straße im Stadtteil Rot ab. Wie die Polizei mitteilte, war ein Einbrecher auf den Balkon einer Wohnung im ersten Obergeschoss geklettert und hatte dort ein Fenster aufgehebelt. In den Räumlichkeiten erbeutete er Schmuck und Bargeld im Wert von mehreren Tausend Euro. Die Polizei stellte bei der Nachbarschaftsbefragung fest, dass ein Bewohner irgendwann zwischen 15 und 16 Uhr verdächtige Geräusche gehört hatte, die aber nicht zuordnen konnte. „Man denkt ja nicht gleich an das Schlimmste“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann.

Ratschläge für eine gute Nachbarschaft

Doch was ist zu tun, wenn die Geräusche wirklich völlig untypisch sind? Beim Nachbarn klingeln? „Man muss sich nicht unnötig selbst in Gefahr bringen“, sagt die Polizeisprecherin. Tatsächlich sei der Notruf 110 die richtige Wahl: „Für einen Fehlalarm muss man sich nicht schämen“, sagt Monika Ackermann, „als Beamter kommt man lieber einmal zu oft als einmal zu spät.“ Sie selbst sei oft auf Bewohner gestoßen, die einfach nur in ihrer Wohnung gewerkelt hätten.

Umgekehrt sei es in einer guten Nachbarschaft zu empfehlen, dass man dem direkten Nachbarn vorher mitteilt, wenn man Reparaturarbeiten im Badezimmer angehen will. Dann, so die Polizistin, sei der Anwohner nicht gleich in Alarmstimmung, wenn es nebenan seltsam klopft. Ähnlich könne man sich auch bei Urlaubsabwesenheiten abstimmen.

Seit Beginn der Winterzeit hat die Zahl der Wohnungseinbrüche in Stuttgart deutlich zugenommen. Im November habe es bereits „mehrere Dutzend Einbrüche“ gegeben, so Ackermann. Am Montag gab es weitere Fälle in der Spessartstraße in Feuerbach, der Klotzstraße im Osten, der Salzäckerstraße in Möhringen und am Kleinen Ostring im Steinhaldenfeld.

Das Polizeipräsidium Ludwigsburg schlägt derweil Alarm: Im Oktober 2019 gab es in den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen sogar 50 Prozent mehr Einbrüche als im Oktober 2018.