Nach einer neuen Debatte um Flächen für neue Wohnungen gibt sich das Aktionsbündnis gegen eine Bebauung des Birkacher Felds tiefenentspannt. Doch man weiß durchaus, dass sich die Dinge drehen können.

Birkach - Bezahlbaren Wohnraum in der Landeshauptstadt zu schaffen, ist und bleibt ein brisantes Thema. Eigentlich hatte der OB Frank Nopper (CDU) im Wahlkampf versprochen, jedes Jahr um die 2000 Wohneinheiten zu schaffen, um bis 2031 die Zielmarke von 17 900 Wohnungen zu erreichen. In der jüngsten Sitzung befasste sich der Ausschuss für Stadtentwicklung einmal mehr mit dem Wohnungsbaupotenzial. Der Rathauschef musste eingestehen, dass sein Plan wohl nicht aufgehen wird und er diesen nach unten korrigieren muss.

 

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Nun sollen in den nächsten zehn Jahren etwa 12 740 Wohneinheiten entstehen, pro Jahr also etwa 500 Wohnungen weniger. Bleibt nur noch die Frage: wo? Die Stadt will dem Problem vor allem mit Innenentwicklung und Nachverdichtung entgegenwirken. Soll heißen, dass etwa Baulücken geschlossen, Gebäude aufgestockt, angebaut oder in zweiter Reihe ergänzt werden. Zudem wägt man ab, ob durch die Coronapandemie leer stehende Büroflächen zu Wohnungen umfunktioniert werden könnten.

Prognosen mit Vorsicht genießen

„Mir ist bewusst, dass Prognosen immer mit großer Vorsicht zu genießen sind“, wird Nopper in einer Mitteilung der Stadt zitiert. „Bei aller Unsicherheit bleibt uns in Anbetracht der langen Vorlaufzeiten beim Wohnungsbau nichts anderes übrig, als uns an Prognosen zu orientieren.“ Während der Ausschusssitzung zeichnete sich ab, dass für Nopper und die meisten Stadträte neue Wohngebiete im Außenbereich kein Tabu sind. Allen voran Stadtrat Carl-Christian Vetter (CDU), der meinte, dass seine Fraktion offen sei, „auf die grüne Wiese zu gehen“.

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Während seiner Sommertour durch Stuttgart im August 2021 machte der OB auch in Birkach Station. Zwar wird seit 1990 immer wieder das weitläufige Feld ins Visier genommen, wenn es um Neuerschließungen von Wohnflächen geht, doch der ortsansässige Bürger- und Kulturverein wie auch ein Aktionsbündnis protestieren dagegen.

Bebauung als Ultima Ratio

Vor Monaten erstmals damit konfrontiert, sagte Nopper, dass er um das hochsensible Thema wisse und für ihn die Bebauung des Feldes Ultima Ratio sei. „Ich kann mir die Besiedlung des Birkacher Feldes nur dann vorstellen, wenn alle anderen Reserven erschöpft sind“, sagte er im August beim Ortstermin. Außerdem beteuert der Baubürgermeister Peter Pätzold (Bündnis 90/Die Grünen) in einem Schreiben vom Oktober 2021 an das Aktionsbündnis, dass eine Bebauung derzeit nicht in Frage käme, da es dem Ziel des Regionalplans und der Darstellung des Flächennutzungsplans widerspreche.

Mit den neuen Erkenntnissen zu den Wohnbauzielen scheint Nopper nun aber umzuschwenken. „Nach allem, was wir heute wissen, werden wir nicht daran vorbeikommen, zumindest in einer moderaten Entwicklung auf Arrondierungsflächen an den Bebauungsrändern zuzugreifen“, wird er in der Mitteilung der Stadt zitiert. Dies wolle man aber nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern entscheiden.

Stadt hat laut Bündnis Absage kassiert

Eventuell wirkt das Aktionsbündnis Birkacher Feld auch deswegen zurzeit eher tiefenentspannt. „Wir haben die Sitzung verfolgt und das Vorlagenpapier studiert, aber gerade werden noch keine großen Wellen geschlagen“, sagt Günter Seyfferth von der Bürgerbewegung. Zudem hätten die Stadträte und die Stadtverwaltung vor rund einem Jahr durch die Regionalversammlung als übergeordneter Behörde eine Absage bezüglich einer solchen Bebauung bekommen. Darauf stützt und verlässt sich das Bündnis, weiß aber auch um politische Entwicklungen. „Einige Stadträte glauben dennoch, dass man es trotzdem immer mal wieder versuchen kann“, sagt Seyfferth. „Das Thema ist noch nicht vom Tisch, aber im Moment gibt es kein konkreten Anlass zu weiteren Diskussionen.“