Die Architektenkammer in Stuttgart ist alarmiert: Es fehlt an Wohnungen in der Landeshauptstadt und gesamt Baden-Württemberg. Doch das Problem ist nur mit einem umfassenden Konzept zu meistern, meint Josef Schunder.

Stuttgart - An mehr oder weniger hilfreichen Kongressen zu Immobilien im Allgemeinen und Wohnungsbedarf im Besonderen hat es in der jüngeren Vergangenheit nicht gerade gemangelt. Eine weitere Veranstaltung wäre aber wirklich wünschenswert: dass die Politiker von Land, Landeshauptstadt und anderen Kommunen einen Tag oder auch zwei Tage in Klausur gehen und über den Denkanstoß der Architektenkammer reden. Demütig, ohne Selbstdarstellung, ohne Wahlkampfattitüden, ohne Scheuklappen.

 

Gute Hinweise

Die Kammer hat – obwohl nur tabellen- und stichwortartig – eine veritable Gesamtschau der Probleme und Lösungsmöglichkeiten in Zeiten eines großen Wohnungsmangels vorgelegt. Manches davon ist in Stuttgart auch schon in der Debatte oder bereits Praxis. Manch anderes könnte von Konservativen als Teufelszeug aus der Planwirtschaft diskreditiert werden. Wenn einer wie Kammerpräsident Markus Müller daran erinnert, dass der Staat in der sozialen Marktwirtschaft Bodenwertzuwächse teilweise abschöpfen darf und dass man vorausschauend mehr kleinere Wohnungen anstreben sollte, spricht das aber Bände.

Müller kommt aus der CDU-Ecke. Aber er ist eben Kenner der Probleme und Praktiker. Sein Verdienst ist es, die Dinge mal systematisch zusammengedacht zu haben. Sollte die Politik in ein paar Jahren ihr Scheitern bei der Problemlösung eingestehen müssen, wird sie nicht behaupten können, es habe keine guten Hinweise gegeben.

josef.schunder@stzn.de