Wer Wiesen, Felder und ein gutes Stadtklima will, der muss in einen sauren Apfel beißen: Weil in der Stadt bezahlbare Wohnungen fehlen, soll in den Quartieren gebaut werden. Es wird wohl etwas enger.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen - Die Lebensqualität in Möhringen ist hoch. Felder und Grünflächen säumen den Bezirk, das bürgerschaftliche Engagement, die Vereinslandschaft sowie Stadtteilfeste machen Möhringen attraktiv, befand Oberbürgermeister Fritz Kuhn am Montagabend bei der Einwohnerversammlung. Obendrein sei der Bezirk sehr sicher, die Kriminalitätsrate sehr gering. Glück habe, wer in Möhringen eine Wohnung oder ein Häuschen hat. Denn hier liegt das Problem: Es fehlt an Wohnraum, für sozial schwache Menschen ebenso wie für Durchschnittsverdiener. Genau da, sagte OB Kuhn, wolle er wie auch in der Gesamtstadt ansetzen. Sein Ziel: „Es ist entscheidend, dass auch Mittelständler und Geringverdiener hier Wohnraum finden“, sagte Kuhn am Montag. Denn ziehen die Familien aus der Stadt ins Umland, bringen sie als Pendler wieder Verkehr auf Stuttgarts Straßen.

 

Kein Wachstum mehr auf Kosten von Wiesen und Feldern

Wachstum wie beispielsweise in München will der OB aber nicht. Das Bauen auf Acker- und Grünflächen lehnt er ab. „Wir brauchen diese Flächen, sie sind wichtig für die Kaltluft im Talkessel“, sagte Kuhn. „Ich halte es für den falschen Weg, diese Flächen zuzubauen.“ Er plädiere für Bauen im Bestand, also für die sogenannte Nachverdichtung. Das ist auf dem Fasanenhof geplant, aber das wollen die meisten Anwohner am Ehrlichweg nicht. Das brachten sie bei der Einwohnerversammlung zum Ausdruck.

Günther Magura lebt seit einigen Jahren auf dem Fasanenhof und fühlt sich dort wohl, berichtete er. Er sehe die Wohnungsnot, sagte Magura, appellierte aber an die Bürgermeisterriege, die Nachverdichtung weiter zu diskutieren. „Wir müssen Lösungen finden, mit denen alle Seiten leben können“, sagte der Fasanenhofer. Baubürgermeister Peter Pätzold betonte, dass das Bebauungsplanverfahren noch andauere. „Wir sind noch nicht am Ende.“ Die Anregungen der Bürger nehme man in der Verwaltung ernst, sei aber der Meinung, dass die Nachverdichtung am Ehrlichweg sozial verträglich sei. Dabei gehe es beim Fasanenhof nicht bloß um das Thema Nachverdichtung, sondern beispielsweise auch um die Gestaltung öffentlichen Raums und die Weiterentwicklung der Stadtgärtnerei, so Pätzold. „Wir wollen mit Ihnen zusammen das Thema Fasanenhof weiter diskutieren“, kündigte der Baubürgermeister an.

Bandbreite von der Ein- bis zur Fünfzimmerwohnung

OB Kuhn sagte, er wolle einen hohen Anteil an Sozialwohnungen realisieren, von kleinen Ein- und Zweizimmerwohnungen bis hin zu großen Wohnungen mit fünf, sechs Zimmern für Familien. Ein Anwohner aus dem Seepark berichtete in der Versammlung, er suche eine größere Wohnung, finde aber keine in Möhringen. „Wir sind eine Familie mit vier Kindern, und wir brauchen eine größere, barrierefreie Wohnung, aber es gibt schlicht keine großen Wohnungen“, sagte der Familienvater. Er habe bereits Bauträger gefragt, ob sie in ihren Neubauprojekten große Wohnungen planen. Die Antwort habe „nein“ gelautet. Der Grund: kleinere Wohneinheiten sind rentabler bei Verkauf oder Vermietung. Etwa die Hälfte der Stuttgarter lebe in Einpersonenhaushalten, für sie müsse es auf dem Wohnungsmarkt günstige Ein- bis Zweizimmerwohnungen geben, sagte OB Kuhn. Auch für den Wunsch nach großen Wohnungen hat der OB Verständnis. „Wir legen Wert auf den Mix, auf Wohnraum für Einzelpersonen und Großfamilien“, sagte Baubürgermeister Pätzold. Er wies darauf hin, dass bei der Nachverdichtung am Ehrlichweg beispielsweise Fünfzimmerwohnungen entstehen sollen. „Wir bauen an allen Ecken und Enden, aber es geht insgesamt zu langsam“, sagte Kuhn.

Eine Anwohnerin kritisierte, dass für große Teile Möhringens veraltete Bebauungspläne gälten. „Ich kenne einige große Grundstücke, auf denen noch Platz für weitere Gebäude wäre“, sagte die Frau. Gäbe es gültige Bebauungspläne, könnte man dort nachverdichten, so die Anwohnerin. Pätzold nahm diese Anregung auf. „Wenn Sie uns die Eigentümer nennen könnten, sind wir gerne bereit, uns das anzuschauen“, sagte der Baubürgermeister.