Wolfgang Mörk beginnt 1966 als Schriftsetzer bei der LKZ, wechselt später in den Vertrieb. Jetzt geht er in Rente.

Leonberg - Als Wolfgang Mörk im Dezember 1966 im Alter von 15 Jahren seine Lehre als Schriftsetzer bei der Leonberger Kreiszeitung begann, da stand die Druckmaschine noch im Keller des Hauses in der Stuttgarter Straße. Nun, 50 Jahre und ein halbes später, verabschiedet er sich in den Ruhestand.

 

Die Leonberger Druckmaschine gibt es dabei schon lange nicht mehr. „1979 hat man umgestellt vom Blei- auf den Offset-Druck“, erinnert sich der 65-Jährige. Damit fiel sein Arbeitsbereich weg, doch es ergab sich eine neue Chance im Vertrieb der Zeitung. Dort brachte es Wolfgang Mörk vom Sachbearbeiter zunächst zum stellvertretenden Betriebsleiter, später zum Leiter. Als der Zustellungsbereich 1993 in den Presse-Zustellservice (PZS) Leonberg ausgelagert und mit dem Vertrieb in Calw zusammengelegt wurde, avanciert der Leonberger sogar zum Geschäftsführer. Obwohl er seine Heimatstadt damit erstmals beruflich verlassen muss. „Der PZS war bis 2003 in Weil der Stadt“, erzählt Mörk.

Technischer Fortschritt

Während sich die Arbeit der Setzer hauptsächlich auf den Nachmittag und Abend erstreckte, müssen Wolfgang Mörk und seine drei Kollegen beim PZS früh ran. Mehr als 500 Mitarbeiter und Aushilfen tragen die Leonberger Kreiszeitung im Altkreis sowie die Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten auf den Fildern aus. Nachts um 3 Uhr werden die Exemplare geliefert, danach sind die Zusteller in ihren Bezirken unterwegs. „Fällt dann jemand aus, müssen wir schnell Ersatz besorgen“, berichtet der jetzige Geschäftsführer Wilhelm Roth.

Dazu haben die Büro-Mitarbeiter ein Bereitschaftstelefon. Ruhige Nächste sind das allerdings nicht, man sei immer in Hab-Acht-Stellung. Als noch der „Sonntag aktuell“ erschien, war nicht mal ein Glas Wein am Samstagabend drin. „Auch wenn unsere Zusteller bei Wind und Wetter raus müssen, so haben wir noch immer jemanden gefunden“, sagt Roth. Zumindest in Ruhe ausschlafen kann Ruheständler Mörk von jetzt an – und das nicht nur am Wochenende. „Über 50 Jahre in einem Unternehmen, das ist schon eine Hausnummer“, sagt Uwe Stegmeyer, der den Bereich Zustelllogistik im Stuttgarter Mutterkonzern leitet. „Herr Mörk hat sehr viel Seriosität ins Unternehmen gebracht“, lobt er.

Viel hat sich in dem halben Jahrhundert verändert. Nicht nur die Technik hat sich weiterentwickelt. Auch die Aufgabenschwerpunkte sind nun andere. „Der Verwaltungsaufwand hat durch immer neue gesetzliche Regelungen enorm zugenommen“, meint Wolfgang Mörk. Manchmal seien er und seine Kollegen mehr Steuerberater und Finanzbeamte ihrer Zusteller. Die größte Umstellung sei dabei der Mindestlohn gewesen. So wurden die Mitarbeiter früher nach verteilten Zeitungsexemplaren bezahlt, jetzt nach Stunden.

Nächtliche Lebensretter

Der Kontakt zu den Mitarbeitern ist besonders wichtig. „Die Zusteller etwa in Leonberg können genau sagen, wo hier die Füchse wohnen. Am Golfplatz kommen ihnen nachts manchmal sogar die Wildschweine auf der Straße entgegen“, berichtet Wolfgang Mörk. Auch der eine oder andere Tipp zu einem Einbruch kam von Zustellern. Eine Mitarbeiterin in Weil der Stadt entdeckte nachts einen Brand als Erste und rettete vermutlich damit mehreren Menschen das Leben.

Der gebürtige Leonberger will der LKZ weiter verbunden bleiben, freut sich aber auch auf neue Aufgaben. „Ich möchte gern mehr Zeit mit meinen beiden Enkeln verbringen, die bald zwei Jahre alt werden“, sagt der Ruheständler.