Wolfgang Schuster hört auf: „Das war die richtige Entscheidung“, sagt der Stuttgarter OB im Interview mit der StZ.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Am Tag danach scheint viel Anspannung von ihm abgefallen zu sein. „Es war die richtige Entscheidung“, sagt Wolfgang Schuster, der am Montag erklärt hat, dass er sich nicht noch einmal um das Amt des Oberbürgermeisters bewerben will. Im StZ-Interview spricht der 62-Jährige über seinen Entschluss, seinen Vorgänger Manfred Rommel und seine Ziele in seinem letzten Amtsjahr. Dass seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger in große Fußstapfen treten wird, steht bereits fest: Schuster hat Schuhgröße 47.

 

Herr Schuster, Sie haben vor einigen Tagen an Ihrer Rede gefeilt, in der Sie den Verzicht auf eine erneute Kandidatur begründet haben. War das für Sie auch eine Befreiung, als Sie den entscheidenden Satz schließlich zu Papier gebracht haben?
Wenn Sie jetzt glauben, dass ich aufgesprungen bin und eine Flasche Sekt aufgemacht habe, liegen Sie falsch. Es fiel mir nicht leicht loszulassen und meinen Rückzug am Ende meiner Amtszeit anzukündigen. Während ich meine Rede geschrieben habe, sind mir viele Erinnerungen in den Sinn gekommen.

Sind Ihre Gedanken eher um die guten oder um die schlechten Zeiten gekreist?
Vor allem habe ich an Tage gedacht, die lange zurückliegen: Im Mai 1980 bekam ich einen Anruf – im Rathaus wurde ein neuer Leiter des persönlichen Referats von Manfred Rommel gesucht. Ich habe sofort meine Unterlagen zusammengesucht und noch am Wochenende an der Pforte des Rathauses abgegeben. Ich habe dreimal nachgefragt, ob sie auch an die richtige Stelle gelangen. Zwei Tage später erhielt ich die Nachricht, dass ich mich bei Manfred Rommel vorstellen solle. Für mich war das eine großartige Chance.

Wann genau haben Sie sich entschieden, nicht noch einmal für das Amt zu kandidieren – und was hat den Ausschlag gegeben?
Ich habe mich an Silvester endgültig entschieden. Vor mir lag ein Stapel von Kärtchen, auf denen ich alle Argumente notiert hatte, die für oder gegen eine Kandidatur sprechen. Besonders wichtig war die Karte mit dem Hinweis „Rosenstein“. Wenn ich noch einmal gewählt worden wäre, hätte ich die Debatte darüber, wie die größte städtebauliche Chance für Stuttgart gestaltet werden soll, nur noch knapp fünf Jahre moderieren können. Anschließend hätte mein Nachfolger das umsetzen müssen, obwohl er vielleicht ganz andere Vorstellungen von der Entwicklung des Viertels hat. Das wäre sehr unglücklich gewesen.