Andere Hersteller warnen vor sinkenden Erträgen - bei VW bahnt sich wieder ein Rekordjahr an. Das Unternehmen gibt viel Geld für neue Entwicklungen aus und behält dennoch erheblich mehr in der Kasse. Wie lange spielen die Konjunktur und schwächelnden Automärkte mit?

Wolfsburg - Kurz vor dem Start der neuen Elektroauto-Familie ID hat der VW-Konzern seinen Gewinn auch dank starker SUV-Verkäufe noch einmal deutlich gesteigert. Gleichzeitig bekommt das Unternehmen die Kosten zur Bewältigung des Dieselskandals weiter in den Griff. Im dritten Quartal legte das Ergebnis unterm Strich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von rund 2,7 Milliarden auf knapp 3,8 Milliarden Euro zu, wie die Wolfsburger am Mittwoch berichteten.

 

Auch der Gewinn im laufenden Geschäft wuchs beträchtlich. Vor Sondereinflüssen nahm er zwischen Juli und September um 37,2 Prozent auf etwa 4,8 Milliarden Euro zu. Hinter diesen besonderen Faktoren stecken vor allem Aufwendungen für juristische Verfahren rund um die Dieselkrise - diese gingen zuletzt von 800 auf 275 Millionen Euro zurück. Rechnet man sie ein, blieben als Gewinn im dritten Quartal noch 4,5 Milliarden Euro, ein Zuwachs um mehr als zwei Drittel. Der Umsatz kletterte um 11,3 Prozent auf 61,42 Milliarden Euro.

Branche wird vorsichtiger

Volkswagen-Finanzchef Frank Witter erklärte, der weltgrößte Autokonzern behaupte sich damit „gut in einem herausfordernden Marktumfeld“. Viele Autobauer kämpfen derzeit mit einer sich abschwächenden Branchenkonjunktur. Und auch die insgesamt trübere Wirtschaftslage lässt sie vorsichtiger werden.

Zum bisherigen Verlauf seit dem Jahresbeginn meldete die VW-Gruppe ebenfalls starke Zahlen. Von Januar bis September stieg das Betriebsergebnis vor Sondereinflüssen um 11,2 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro, die Rechnung für „Dieselgate“ nahm über die ersten drei Quartale betrachtet von 2,4 Milliarden (2018) auf 1,3 Milliarden Euro ab. Der Umsatz stieg um 6,9 Prozent auf 186,6 Milliarden Euro. Gegen den Trend der vielerorts abflauenden Auto-Neuzulassungen erhöhten die VW-Pkw-Konzernmarken ihren Weltmarktanteil von 12,2 auf 12,7 Prozent.

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Das gute SUV-Geschäft konnte vor allem die Kernmarke mit Modellen wie T-Roc, Tiguan, Touareg oder Atlas nutzen. Ihr operatives Ergebnis vor Sonderfaktoren wuchs in den ersten neun Monaten im Vorjahresvergleich von 2,3 auf 3,2 Milliarden Euro. Auch bei Skoda, Seat sowie teilweise Porsche und den schweren Nutzfahrzeugen (Scania/MAN) gab es Steigerungen. Bei der Oberklassetochter Audi ist das Bild jedoch gemischter: Im laufenden Geschäft verdienten die Ingolstädter noch 3,2 Milliarden Euro (2018: 3,7 Mrd Euro), Umsatz und Absatz sanken.

VW blickt bedingt optimistisch auf die kommenden Monate. Der Konzern erwartet ein nachlassendes Wachstumstempo der Weltwirtschaft, auch die „handelspolitischen Verwerfungen“ etwa zwischen China und den USA oder die Brexit-Hängepartie stimmen ihn skeptisch. „Insgesamt wird die weltweite Nachfrage nach Neufahrzeugen voraussichtlich moderat unter dem Niveau des Vorjahres liegen“, schätzt das Unternehmen. Für die eigenen Auslieferungen rechnet man allerdings damit, den Rekordstand aus 2018 (10,83 Millionen Stück) halten zu können.

Die mit Abstand wichtigsten Projekte sind der weitere Hochlauf der E-Mobilität mit dem rein elektrischen ID.3 ab November sowie der Golf 8, der ab Dezember in Deutschland und Österreich in den Verkauf geht. VW steckt über die nächsten Jahre Milliarden in die Elektrifizierung. Zwischen Januar und September nahmen die Kosten für Forschung und Entwicklung um 8,6 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro zu.