Für die Reichsstadt Reutlingen war der 21. Januar 1519 ein Schicksalstag. Herzog Ulrich belagerte die Stadt – mit gravierenden Folgen für Reutlingen und ganz Württemberg

Reutlingen - Die Stadt unter der Achalm war von Stuttgart aus gesehen Ausland, denn sie stand unter der Oberhoheit des deutschen Kaisers. Der lange Arm des württembergischen Herzogs Ulrich reichte nur bis zur Gemarkungsgrenze weit vor der Stadtmauer. Die Dörfer Betzingen, Ohmenhausen und Gomaringen lagen auf reichsstädtischem Gebiet. Das war dem geld- und machthungrigen Fürsten im Stuttgarter Schloss schon längst ein Dorn im Auge. Die Steuern aus dem reichen Reutlingen sollten nicht mehr an den Kaiser, sondern an den finanziell stets klammen Herrscher über Württemberg gehen. Weiteres Ärgernis: Reutlinger wilderten in den Wäldern um die Achalm auf württembergischem Gebiet und fischten in Bächen, die durch herzogliches Gelände flossen. Aber deshalb einen Streit vom Zaun zu brechen, war riskant, schließlich hatten sich die Reichsstädte 1488 im „Schwäbischen Bund“ gegenseitig Hilfe versprochen.