Youtube hat MTV gekillt, das wissen wir längst. Deshalb machen wir an dieser Stelle Musikfernsehen mit anderen Mitteln, und zwar ausschließlich mit Stuttgarter Musik. Wir stellen zwölf neue Clips vor, die den Klick definitiv lohnen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - In unserer Youtube-Playlist versammeln wir permanent neue Musikvideos von Künstlern aus der Region Stuttgart. Da ist viel Gutes dabei, genauer: so viel Gutes, dass wir regelmäßig ein Best-Of zeigen. Diesen Herbst sind schon so viele Videos dazugekommen, dass man damit eine ganze Stunde Musikfernsehen füllen kann.

 

Annagemina - Hit me

Die Stuttgarter Basspop-Band Annagemina ist für ihre Musikvideos und ihre Nähe zur Filmemacherszene bekannt. Dass Anna Illenberger und Michael Fiedler auch super Darsteller sind, zeigen sie in ihrem neuen Video. "Hit me" ist ein neonfarbener, gewalttätiger Thriller in Superzeitlupe und ganz großes Musikfernsehen:

Perigon - Jaden

Wie es sich für eine Kunstakademie-Band gehört, machen Perigon nicht nur arty reduzierten Atmo-Pop, sondern drehen auch künstlerische Videos. Im Song "Jaden" sehen wir zwei typisch japanisch dreinblickende Schauspielerinnen mit hoffentlich nicht scharfen Waffen. Zurücklehnen und bitte nicht fürchten:

Ago - Sun

Es bleibt düster: Ago sind eine neue Band aus dem Untergrund, der sich bis jetzt in der Nähe der Wagenhallen ausprobieren und der interessierten Öffentlichkeit präsentieren durfte. Soundmäßig erinnert der Wave dieser Band an Die Selektion, live ein bisschen mehr nach Rockband. Wer den Sound der späten 80er mag, wird es lieben:

Simeon - Kopfsprung

And now to something completely different: Simeon stellt in seinem Video "Kopfsprung" dar, was für viele Musiker traurige Realität ist: beim Gig und den Plattenverkäufen kommt nicht viel rum, deshalb muss ein Nebenjob her. Oder gleich fünf: Pakete austragen, Taxi fahren, Autowerkstatt, Rasenmähen, Müllmann. Im Song dazu tanzt Simeon seinen Signature Move. Musikalisch ist das angefunkter Pop, der auf eine ganz eigentümliche Weise Uptempo und Melancholie vereint.

Karies - Holly

Über das neue Karies-Album ist schon so viel Gutes geschrieben worden, dass wir nur noch dieses Video hinzufügen können. Die Band gehe denselben Weg wie Die Nerven, heißt es: etwas zugänglicher, etwas tanzbarer. Trotzdem ist die Atmosphäre im Video weiterhin dieselbe: irgendwie unterkühlt. Erkennt jemand den Birkenkopf im Schnee?

Schmutzki - Sturmfrei

Wir drehen nochmals um 160 Grad und kommen zur Band Schmutzki. Sie findet auf ihrem neuen Album zu ihren Punkrock-Wurzeln zurück, was dem einen gefällt und dem anderen nicht. "Sturmfrei" zieht das mit dem Mob wenigstens konsequent durch: "Spackos forever" ...

Philipp Poisel: Freunde

Auch so einer, der inzwischen Hallen füllt: Philipp Poisel ist in der ersten Liga der deutschen Popsänger angekommen. Das hört man dem neuen Album an, das sieht man dem Video "Freunde" an. Dafür wurden zwei Jungs in die Natur begleitet, eine ganz klassisch erzählte Geschichte mit Lagerfeuer in einem Sommer, an dessen Hitze man jetzt im Herbst gern zurückdenkt.

Otto Normal feat. Cassandra Steen - So wie hier

Über heimattümelnde Popsänger oder Rapper wird in dieser Kolumne ja gern mal gelästert. Jetzt hat sich der SWR dieses Topos' angenommen und Otto Normal sowie Cassandra Steen über "Bawü" singen lassen und sie für das Video einmal quer durchs Land geschickt. Gemessen an dem, was bei solchen Songs maximal möglich ist, wird das Potenzial dank Cloud-Rap-Lines (!) schon einigermaßen ausgeschöpft. Ob deshalb mehr Menschen SWR ("Da sind wir daheim") schauen - man wird es nie wissen ...

To Be We - To Be We

To Be We hat sich vergangenes Jahr schon ein Bein ausgerissen mit zahllosen Videos. Jetzt gibt's einen weiteren Clip, der ganz viele Paare zeigt. Das Ding wurde, darauf wird extra hingewiesen, aufwendig analog gedreht. Der Song "To Be We" hat auch Potenzial:

An Early Cascade - Desolate

Ganz ähnliche Optik wie To Be We, ganz anderer Sound. Live gedrehte Videos, die dann nicht ganz zum Studiotrack passen, haben immer so ein gewisses Synchronisationsproblem. Aber die Schwarz-Weiß-Momente vom Konzert sind schön eingefangen und der Sound passt auch absolut:

Kaufmann Frust - Fiebertraum

Das Quartett mit der düsteren Post-alles-Musik ist auch ziemlich arty unterwegs. "Fiebertraum" ist das passende Video zu dem hohlen Gefühl, das im Song geschildert wird. Man sollte den Song laut hören, Ralv-Milberg-Produktionen sind selbst dann sehr dynamisch, wenn sie relativ laut gemastert wurden:

Empowerment - Von Mensch zu Mensch

Empowerment sind die Hardcore-Band für Menschen, die sonst nicht Hardcore sind. Schon das Video zeigt, dass man auf diese Musik anders tanzen kann als Pogo tanzend im Moshpit. Die Botschaft, die da hart rockend vorgetragen wird, ist auch überaus positiv. Kann man nur gut finden:

Mehr zum Pop in der Region Stuttgart gibt's bei kopfhoerer.fm - auch auf Facebook.