Die Raumfahrt weckt großes Interesse – das zeigt sich wieder bei „Yuris Night“. Die Veranstaltung erinnert an den ersten Menschen im All.

Stuttgart - Antonies Augen leuchten. Ein breites Lächeln breitet sich über ihr Gesicht aus. „Klar kann ich mir vorstellen, Astronautin zu werden“, erklärt die Achtjährige begeistert, während ihre Freundin Ino nachdrücklich den Kopf schüttelt. „Aber es ist toll hier“, ergänzt sie. „Das Basteln macht Spaß.“ Mit „hier“ meint die Neunjährige das Stuttgarter Planetarium, dessen Aufenthaltsbereich sich zur Produktionsstätte von allerlei unterschiedlich gestalteten Holzraketen verwandelt hat. Einen Durchgang weiter ist viel über SOFIA, das Stratosphären-Observatorium für Infrarotastronomie, nebst Modell zu erfahren oder ein Flug im Sojus-Simulator zu erleben. Von allerlei Experimenten rund um die Raumfahrt mal ganz abgesehen.

 

Aus gutem Grund: Einmal mehr fand die „Yuri’s Night“ statt. Die erste Yuris-Nacht hatte Nasa-Mitarbeiter George Whitesides für den 12. April 2001 initiiert, um das Interesse an Weltraumforschung zu fördern und die bemannte Raumfahrt als Errungenschaft zu feiern, aber auch um Nachwuchs zu gewinnen. Das Datum und das Logo erinnern an den ersten benannten Weltraumflug des sowjetischen Kosmonauten Yuri Gagarin im Wostok-Raumschiff am 12. April 1961. Genau zwanzig Jahre später fand der Erstflug der Raumfähre Columbia statt. Seit Whitesides’ Initiative finden rund um diesen Tag weltweit Aktionstage statt.

Eine Meteorologin hat die besten Chancen

In Stuttgart gibt es die „Yuri’s Night“ seit dem Jahr 2007, zunächst war sie im Park vor dem Planetarium, doch schnell ging’s unter das Dach des pyramidenförmigen Baus. Veranstaltet wird sie vom Verein Yuri’s Night Deutschland in Kooperation mit dem Planetarium, dem Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart und weiteren Partnern wie etwa dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI). „Ohne all die anderen Beteiligten, die vielen Freiwilligen und Studierenden der hiesigen Uni wäre das überhaupt nicht möglich. Die Yuri’s Night ist toll, um schon bei den Jüngsten an Wissenschaft, Technik und Raumfahrt heranzuführen“, sagte Planetariumsdirektor Uwe Lemmer mit Verweis auf einige interessiert lauschende Mädchen. Auch Deutschland habe gute Astronautinnen. Sie müssten nur zum Zug kommen, sagte der Physiker und Astronom Lemmer, der rund 1000 Besucher zählte. Bisher hat die Meteorologin Insa Thiele-Eich aus Heidelberg die besten Chancen für 2020.

Der Griff nach den Sternen: Seit das Planetarium 2015/2016 für 2,74 Millionen Euro saniert wurde, besitzt es eine Fulldome-Projektionstechnik. Die Entwicklung gehe hin zum Kinetarium, so Lemmer: „Per App können Besucher in der Kuppel interaktiv Raumschiffe steuern.“ Was jetzt noch spielerisch sei, soll noch virtueller werden.

Was der erste Mann im All sagte

Derweil tummelten sich auf der Yuri’s Night dicht an dicht Klein- und Schulkinder. Auf dem Arm und an der Hand ihrer Eltern oder Großeltern, verfolgten sie live die Bahn der Raumstation ISS, klappten ein Modell des Space Shuttle Columbia auf, informierten sich über Mars und Erde. Während die ganz Kleinen per Lego das Gagarin-Logo nachzubauen versuchten, erfuhren die etwas Größeren am Stand des VDI, wie es um die Schwerkraft auf Mond und Erde bestellt ist. Auch die Vorträge fanden viel Anklang – über „Innovationen aus der Raumfahrt“ und „Feiern im Zeichen der Raumfahrt“.

Über letzteres sprach Marius Schwinning, Mitglied des Vereins Yuri’s Night Deutschland. Dem Doktoranden am Institut für Raumfahrtsysteme war es wichtig, die Vorteile, aber auch manche Herausforderungen der Raumfahrt aufzuzeigen. Der Trend gehe wieder zum bemannter Mondflug. Schon Gagarin habe gesagt, dass die Menschen mit dem Planeten Erde gut umgehen müssten. Schwinning: „Wir können über die Raumfahrt-Forschung viel lernen. Aber es geht auch um Lösungen, den Schrott im All zu dezimieren, sonst blockieren wir uns selbst.“