Einige Zahnärzte sagen verschiebbare Termine ab. Aber auch Patienten gehen wegen Corona auf Abstand.

Fellbach - Mund auf bitte: Kaum ein Arzt kommt den Schleimhäuten seiner Patienten so nah wie der Zahnarzt. Nicht nur viele Patienten, auch die Zahnärzte sind wegen des Corona-Virus verunsichert. „Wir gehören zur gefährdetsten Berufsgruppe und fühlen uns von unseren Verbänden im Stich gelassen“, sagt die Fellbacher Zahnärztin Ines Laible.

 

In der Praxis von Johannes Pfander geht der Betrieb hingegen weiter wie gewohnt

Sie habe mehrfach versucht, die Zahnärztekammer zu erreichen und letztlich lapidar die Auskunft erhalten, dass die Praxen ihrem „Sicherstellungsauftrag“ nachkommen müssten, also ihre Patienten behandeln müssten. Wo sie Schutzausrüstung wie zum Beispiel virensichere Mundschutzmasken herbekommen soll? Da konnte man ihr nicht weiterhelfen.

Wie weitere Zahnärzte in Fellbach hat auch die Praxis Laible vergangene Woche den Betrieb heruntergefahren und Patienten, bei denen eine Kontrolle oder Zahnreinigung anstand, abgesagt. So auch der Zahnarzt Markus Deissler. Dort habe man eine Woche lang lediglich „telefonisch beraten“, nun behandle man wieder, aber ausschließlich Notfallpatienten. In der Praxis von Johannes Pfander geht der Betrieb hingegen weiter wie gewohnt: „Wir arbeiten ganz normal“, heißt es, schließlich seien die Sicherheitsstandards nicht erst seit den Zeiten von HIV extrem hoch.

Zahnreinigungen habe sie inzwischen aber abgesagt

Die Zahnärztin Sybill Taulin hält sich an die Order der Kassenzahnärztlichen Vereinigung: „Notfälle müssen natürlich behandelt werden, auch laufende Behandlungen schließen wir ab.“ Sie frage die Patienten, ob sie in letzter Zeit in Urlaub gewesen seien und ob sie sich gesund fühlten. Zahnreinigungen habe sie inzwischen aber abgesagt. „Unser Verband rät, den normalen Praxisablauf aufrecht zu halten, weil ein zentraler Notfalldienst schwierig zu organisieren sei“, sagt Sybill Taulin.

„Wir fühlen uns allein gelassen, eigentlich müsste es für unseren Berufsstand doch zentrale Richtlinien vom Bund geben“, sagt Ines Laible. Dort, wo sie üblicherweise ihren Nachschub an Flächendesinfektionsmitteln und Handschuhen bestelle, habe man sie auf eine Wartezeit von fünf bis sechs Monaten vorbereitet. Was ihr Sorgen bereitet: Sprühnebel, der bei einer Zahnbehandlung entstehe, sei bei einem erkrankten Patienten voller Viren, die Corona-Erreger seien bis zu drei Stunden lang nachweisbar. Durch den Tipp eines Kollegen habe sie zwar für jeden Mitarbeiter der Praxis zwei Mundschutzmasken der Sicherheitsstufe FFP2 mit Virenfilter bekommen. Damit zu arbeiten, sei aber sehr anstrengend: „Man bekommt kaum Luft“, sagt Ines Laible. Eine große Praxis auf Notbetrieb herunterzufahren sei im Übrigen auch eine Kostenfrage. Auch vielen Patienten ist es offenkundig nicht ganz wohl beim Gedanken an einen Zahnarzttermin, wenn sie nicht gerade von großen Schmerzen geplagt sind: „Wir bekommen viele Absagen“ heißt es überall. Wenn sich die Corona-Situation beruhige, werde es deshalb sicherlich einen Ansturm auf die Zahnarztpraxen geben: „Da wird es ratsam sein, sich rechtzeitig um einen Termin zu bemühen“, meint Sybill Taulin.