Schokohasen, Ostereier und andere Süßigkeiten verführen Kinder in der Osterzeit zum Naschen. Richtiges Zähneputzen ist dann noch wichtiger als sonst. Ein Professor für Zahnheilkunde gibt Tipps.

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Es spricht nichts dagegen, in der Osterzeit ein paar mehr Süßigkeiten zu naschen als sonst, sagt Johannes Einwag, Professor für Zahnheilkunde aus Stuttgart. Zahnärzte raten jedoch, Süßigkeiten möglichst nur nach den Hauptmahlzeiten zu essen – und den Verzehr nicht über den Tag zu verteilen. Mit welcher Zahnbürste sollte man pflegen – und ist Fluorid sinnvoll? Was gilt es noch zu beachten? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

 

Warum ist das Naschen nach den Hauptmahlzeiten sinnvoll?

Nach den Mahlzeiten sollten dann möglichst auch die Zähne geputzt werden. Nascht man immer wieder zwischendurch, dann verbleibt der Zucker auf den Zähnen und wird in Säuren umgewandelt. Diese entziehen dem Zahn Mineralien – und können die berühmten Löcher im Zahn verursachen.

Wann sollten Kinder mit dem Zähneputzen beginnen?

Schon für Kleinkinder gibt es Zahnputz-Lernsets mit Gummibürsten. So können die Kleinsten nach dem Vorbild der Großen langsam an das tägliche Ritual herangeführt werden – je früher desto besser. Ab dem ersten Zahn sollte dann täglich mit ganz wenig Kinderzahnpasta geputzt und auch der erste Besuch beim Zahnarzt eingeplant werden.

Worin unterscheiden sich Kinder- und Erwachsenenzahnpasta?

Für Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren sollte der Fluoridgehalt etwas niedriger sein (bis zu 500 ppm – parts per million, also Teile pro Million), da sie Zahnpasta beim Putzen gelegentlich schlucken. Später können Kinder normale Zahnpasta für Erwachsene (mit einem Fluoridanteil von 1000 bis 1500 ppm) benutzen. „Wichtig ist, dass man am Tag auf einen Anteil von etwa 1,5 Milligramm an Fluorid kommt“, sagt Johannes Einwag, Leiter des Zahnmedizinischen Fortbildungs-Zentrums Stuttgart (ZFZ). Dies sei die ideale Menge, um die Zähne vor Karies zu schützen. „Die Frage ist nicht, ob man Fluorid braucht, sondern lediglich wie viel“, sagt Einwag.

Gibt es Alternativen zum Fluorid?

Nein – es gibt keine Belege dafür, dass es eine andere Kariesprophylaxe gibt, die wirksam ist. Fluoride transportieren das Kalzium, das Zähne und Knochen stärkt. „Mit Fluorid können sich Zähne sechs mal schneller beispielsweise von Säure erholen“, sagt Johannes Einwag. Zwar sei in unserem Speichel ebenfalls ein Abwehrmechanismus enthalten. Dieser arbeite jedoch ohne Zufuhr von Fluoriden langsamer, ergänzt der Zahnarzt.

Sind elektrische Zahnbürsten sinnvoll?

„Elektrische Zahnbürsten für Kinder sind eigentlich nur Motivationshilfen“, sagt der Professor für Zahnheilkunde. Welches Alter ein guter Einstieg dafür ist, kann man pauschal nicht sagen. Fest steht: „Elektrische Zahnbürsten für Kinder sind von der Reinigungswirksamkeit her nicht zu vergleichen mit den Zahnbürsten für Erwachsene“, sagt Einwag, der auch der Gesellschaft für Präventive Zahnheilkunde vorsitzt.

Ab wann können Kinder alleine Zähneputzen?

Bis zum Schulalter fehlen den Kindern die feinmotorischen Fähigkeiten, um ihre Zähne eigenständig zu putzen. Die Eltern müssen in jedem Fall nachputzen. Kinder putzen meist nur die Stellen, die sie sehen – also die Schneidezähne und einen Teil der Eckzähne. Die meisten Beläge lagern sich aber auf den Kauflächen der Milchbackenzähne an. Dort müssen die Eltern Hilfe beim Putzen geben.

Was schadet den Zähnen?

Am häufigsten gehen Zähne durch zu viel Schrubben und viel Säurekaputt – egal, ob man elektrisch oder mit der Handzahnbürste putzt. Johannes Einwag sagt: „Der Druck auf die Zahnbürste sollte nicht mehr als 150 bis 200 Gramm betragen.“ Das ist extrem wenig. Viele Menschen würden zu fest andrücken und hätten eine falsche Technik. So können das Zahnfleisch verletzt und die Zahnhälse beschädigt werden.

Was kann man vorbeugend tun?

Wenn die Kauflächen der Backenzähne stark zerklüftet sind, hilft eine Versiegelung. Denn selbst mit der besten Putztechnik und einer guten Zahnbürste lässt sich dann nicht alles entfernen – und Bakterien hätten dann ein leichtes Spiel. Sind die Kauflächen aber aufgefüllt – mit einer Art durchsichtigem Kleber – wird dort nichts passieren. Wichtig sei die richtige Klebetechnik, sagt Einwag. Dann könne eine solche Versiegelung zwanzig bis dreißig Jahre halten.

Worauf müssen die Eltern achten?

Sind Kariesbakterien in der Mundhöhle der Eltern vorhanden, können diese durch Küsse oder das Abschlecken von Schnullern an das Baby übertragen werden. Die Bakterien gelangen dann in den Mund des Kindes, bevor die ersten Zähne überhaupt durchbrechen. Am besten verbietet man sich selbst und den Großeltern das Küsschen auf den Mund oder das Trinken aus einer Flasche.

Gibt es überhaupt noch Karies?

Ja natürlich. Das Problem, sagt Johannes Einwag, seien aber junge Mütter zwischen 25 und 35 Jahren, die selbst kaum noch Karies haben. Somit verschwinde das Problembewusstsein dafür. „Diese jungen Mütter denken, Karies sei ausgerottet“, sagt Einwag. Als Folge sei Karies bei den Kindern wieder angestiegen. Dies gelte etwa für Deutschland, Österreich, die Schweiz, die Niederlande und für skandinavische Länder.