Die Krankenkasse Barmer hat untersucht, wie oft die Baden-Württemberger wegen Zahnprobleme zum Arzt müssen und ob sie sich gut genug um ihr Gebiss kümmern. Das sind die Ergebnisse.

Gesunde Zähne dienen nicht nur der Ernährung – eine gute Mundhygiene schützt den Körper, vor allem das Herz, vor Krankheiten. Wie steht es um die Mundgesundheit – kümmern sich die Menschen im Land genug? Hinweise darauf geben der Zahnreport der Barmer Baden-Württemberg sowie das Informationszentrum für Zahn- und Mundgesundheit (IZZ).

 

Wie ist es um die Zahngesundheit der Baden-Württemberger bestellt?

Besser als im Rest der Republik – so lautet zumindest das Fazit des Zahnreports. Vor allem in der Altersgruppe der 20- und 40-Jährigen gibt es vergleichsweise weniger Zahnbehandlungen als in allen anderen Bundesländern, sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer Krankenkasse. Nur Hamburg steht noch besser da. „Der Report zeigt, dass die Zahngesundheit hierzulande im Laufe der Jahre besser geworden ist.“ Die Menschen beugen intensiver den Zahnproblemen vor und vertrauen nicht nur den Therapiemöglichkeiten.

Woran macht der Zahnreport diese Erkenntnisse fest?

In dem Report wurde von Wissenschaftlern der TU Dresden untersucht, wie oft die Baden-Württemberger im Jahr 2020 beim Zahnarzt gewesen sind: Das waren 69 Prozent, was in etwa 7,7 Millionen Menschen entspricht. In den östlichen Bundesländern sind es fünf Prozentpunkte mehr. Dagegen sind in Bremen und Saarland nur 63 Prozent der Bewohner beim Zahnarzt gewesen. Zugleich hat der Report für mehrere Altersgruppen – für die 20-Jährigen, 40-Jährigen und 60-Jährigen – untersucht, wie sich die durchschnittliche therapiefreie Zeit zwischen 2012 und 2020 entwickelt hat. „Je länger die therapiefreie Zeit ist, desto besser ist die Zahngesundheit“, so Plötze.

Wer kümmert sich besser um seine Zähne – die Jüngeren oder die Älteren?

In allen drei Altersgruppen ist die therapiefreie Zeit in Baden-Württemberg länger als im Bundesdurchschnitt, erklärt Plötze. „Insbesondere bei den 40-Jährigen hat sich die therapiefreie Zeit in Baden-Württemberg seit 2012 verlängert.“ Nämlich von 2,2 auf 2,7 Jahre. Im Mittel sind die 20-Jährigen hierzulande über 4,8 Jahre therapiefrei. Nur im Saarland ist die therapiefreie Zeit in dieser Altersgruppe länger (4,9 Jahre). 60-Jährige sind im Ländle rund 1,9 Jahre therapiefrei. Damit belegen sie lediglich den neunten Platz unter den Bundesländern.

Was sind typische Zahnprobleme bei jungen Erwachsenen, 40- bis 60-Jährigen und den Senioren?

Die häufigsten Erkrankungen sind Zahnfäule, Karies genannt, Zahnfleischentzündungen sowie die Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis), sagt Torsten Tomppert, Präsident der Landeszahnärztekammer. „Während Karies und Zahnfleischentzündungen in allen Altersgruppen vorkommen, nehmen die Zahlen für Parodontalerkrankungen mit steigendem Alter zu.“

Wo leben die Baden-Württemberger mit der besten Zahngesundheit?

Es überrascht, dass es nicht nur starke regionale Unterschiede in Deutschland gibt, sondern auch in Baden-Württemberg: So müssen die jungen Erwachsenen im Alter von 20 und 40 Jahren in Freiburg am seltensten zu Zahnarzt. In Waldshut leben die Senioren mit der besten Zahngesundheit. Dagegen scheinen die Ravensburger in allen Altersgruppen mit vielen Zahnproblemen zu kämpfen haben. Allein die 20-Jährigen müssen im Schnitt nach 4,3 Jahren wegen eines Problems zum Zahnarzt. Zum Vergleich: In Freiburg waren es im selben Zeitraum 5,6 Jahre. Im Hohenlohekreis sind es eher die 40-Jährigen, die den Zahnarzt meiden.

Wie entstehen regionale Unterschiede?

Die medizinischen Ursachen zumindest für die regionalen Unterschiede in Baden-Württemberg seien unklar, sagt Winfried Plötze von der Barmer. Nachvollziehbar sei dagegen, warum der Südwesten insgesamt in puncto Zahngesundheit so gut abschneidet, erklärt Torsten Tomppert: „Die guten Werte sind das Ergebnis der jahrelangen Präventionsbemühungen der Zahnärzteschaft und einer starken flächendeckenden, wohnortnahen zahnärztlichen Versorgung im Land.“

Wie hat sich die Pandemie ausgewirkt?

Nach Angaben der Landeszahnärztekammer wurden in der Pandemie weniger Vorsorgetermine wahrgenommen. „Es gab zudem weniger Besuche in Pflegeheimen, auch die Gruppenprophylaxe ist zurückgegangen“, so Tomppert. Mehr als 30 Prozent der Baden-Württemberger waren 2020 gar nicht beim Zahnarzt. „Es ist jedoch zu früh, um mögliche Folgen dieser Entwicklung klar zu benennen.“ Eine signifikante Veränderung der Mundgesundheit allein aufgrund der Pandemie lässt sich noch nicht mit Zahlen belegen.