Implantat, Krone oder doch die Brücke? Zahnersatz ist ein heikles Thema. Unter anderem auch, weil die „Dritten“ mittlerweile nicht mehr für jeden erschwinglich sind. Eine zusätzliche Versicherung kann dabei Gold wert sein. Vorausgesetzt es ist die richtige.

Stuttgart - Der Experte Peter Grieble berät Verbraucher bei der richtigen Wahl der Zahnzusatzversicherung. Denn die Kosten variieren sehr stark, erklärt er im StZ-Interview.

 

Herr Grieble, ist eine private Zahnzusatzversicherung grundsätzlich empfehlenswert?

Die private Zahnzusatzversicherung ist eine „Kann-Versicherung“. Sie kann dann interessant sein, wenn man wichtigere Sparten wie etwa die Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung bereits abgeschlossen hat. Wenn dann noch Geld zur Verfügung steht, kann man sich überlegen, solch einen Vertrag einzugehen. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass man das Geld, das man für die Police bezahlt, auch ansparen kann. Wenn später einmal höhere Zahnarztkosten anfallen sollten, kann diese Anlage herangezogen werden.
Für wen ist so eine Versicherung sinnvoll?
Für Menschen, die sich schwertun, Geld konsequent zur Seite zu legen – ebenso für Leute, die wissen, dass ihre Zähne familienbedingt nicht die besten sind oder die nicht so diszipliniert ihre Zähne pflegen. Wer aber eine gute Zahnhygiene betreibt, reduziert die Gefahr, dass größere Zahnarztkosten entstehen.
Und wie ist das bei Kindern? Lohnt sich die Zahnzusatzversicherung bei ihnen?
Da Kinder oft kieferorthopädisch versorgt werden müssen, kann man sich das überlegen. Es gibt kostspielige Behandlungen, die nicht vollständig oder gar nicht von der Krankenkasse bezahlt werden. Aber auch hier gibt es wichtigere Versicherungen – vor allem die Kinderinvaliditätsversicherung.
Worauf sollte man allgemein bei der Auswahl achten?
Zunächst ist es gut, wenn man prüft, welche Leistungen man überhaupt benötigt – sollen etwa Implantate mit versichert sein. Man sollte darauf schauen, wie hoch die Erstattungssätze sind, also wie viel Prozent der anfallenden Kosten auch wirklich übernommen werden und welche jährlichen Höchstgrenzen bestehen. Auch sollte man darauf achten, auf welchen Betrag sich die Erstattungssätze beziehen und wie sich der Kassenzuschuss auswirkt. Unterschiede bei den Wartezeiten können bedeutsam sein. Manchen Verbrauchern ist es zudem wichtig, dass keine Einschränkungen bezüglich bestimmter Behandlungsmethoden und der Zahnarztauswahl bestehen.
Was kostet eine Zahnzusatzversicherung?
Das ist ganz individuell. Je umfassender die vereinbarten Erstattungssätze und Bedingungen, desto höher sind natürlich auch die Beiträge. Die Kosten sind sehr davon abhängig, in welchem Alter der Vertrag abgeschlossen wird – die Spanne reicht von wenigen Euro bis zu 50 Euro und mehr im Monat.
Welche Probleme treten häufiger bei der Kostenerstattung auf?
Versicherer behaupten gerne, die Behandlung wäre vor Abschluss des Versicherungsvertrages begonnen worden. Dann müsste der Versicherer nicht leisten. Grundlage für eine solche Behauptung können Vermerke in der Zahnarztakte sein, die der Versicherer im Schadensfall einsieht. Selbst wenn der Zahnarzt in der Vergangenheit ein Thema nur angesprochen hatte, wird versucht, dies für eine Leistungsablehnung zu nutzen. Es ist daher empfehlenswert, vor Abschluss den Zahnstatus mit dem Zahnarzt abzuklären.
Peter Grieble Foto: privat
Wie groß ist denn die Nachfrage nach Zahnzusatzversicherungen?
Die Abschlusszahlen in dieser Sparte sind steigend, ebenso die Beratungsnachfrage dazu bei uns.
Es gibt eine Flut an privaten Zahnzusatzversicherungen. Wie verschafft man sich da einen Überblick?
Der Vergleich zwischen den einzelnen Angeboten ist schwierig, weil die Unterschiede und Ausdifferenzierungen so groß sind. Ohne einen Tarifvergleichsrechner geht kaum etwas. Einen Überblick über den Markt, die Möglichkeiten und die verschiedenen Angebote können Versicherungsberater, Versicherungsmakler oder die Verbraucherzentrale geben. Das Gespräch führte Nora Stöhr.