Prinz Louis sorgte mit seinen Faxen für maximalen Unterhaltungswert beim „Platinum Jubilee“. Herzogin Kate blieb gelassen, aber auch bestimmt. Wie erziehen die Cambridges eigentlich ihre Kinder?

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Es ist ein Moment, den wahrscheinlich viele Eltern gut kennen: Ein mehr oder weniger offizieller Anlass – der runde Geburtstag der Oma, der Einschulungsgottesdienst der großen Schwester – und mittendrin entscheidet das Kind, dass es jetzt langsam aber genug ist mit dem guten Benehmen. Es fängt an zu zappeln, will nicht mehr sitzen bleiben, schneidet Grimassen. Jetzt heißt es, gelassen zu bleiben und die Situation elegant wieder einzufangen. Ohne, dass man am Ende mit einem brüllenden Vierjährigen unter dem Arm die Örtlichkeiten verlassen muss.

 

Am langen Wochenende der Feierlichkeiten zum „Platinum Jubilee“ von Queen Elizabeth II. bewies Herzogin Kate vorbildlichen elterlichen Langmut – und wird seither landauf, landab für die liebevolle Geduld gepriesen, mit der sie den Faxen ihres Jüngsten, Prinz Louis, begegnete.

Prinz Louis rockt „Trooping the Colour“

Der Vierjährige hatte zwei Auftritte bei den Festivitäten für seine Urgroßmutter. Beide Male sorgte Louis für den größten Unterhaltungswert. Bei der Militärparade „Trooping the Colour“ rockte der kleine Cambridge den Balkon von Buckingham Palace mit seinen lustigen Grimassen, fachsimpelte mit der Queen über die Flugzeugmodelle und eroberte die Herzen seiner Landsleute im Sturm. Royale Kommentatoren sehen in Louis bereits einen neuen Prinz Harry, der wegen seiner unkonventionellen, witzigen Art früher der beliebteste Windsor überhaupt war.

Richtig drehte Prinz Louis aber am Sonntag auf: Bei der Parade „Platinum Pageant“ hatte der Vierjährige irgendwann genug vom Stillsitzen. Er fing an herumzukaspern, machte Grimassen, warf sein Kissen auf den Boden, fläzte sich in seinem Sitz. Mike Tindall, der vielleicht coolste Onkel im Windsor-Clan, drohte ihm scherzhaft – aber die „Ich habe Dich im Auge“-Geste des früheren Rugby-Stars und Ehemann von Queen-Enkelin Zara beeindruckte Louis wenig.

„Sie hatten alle einen Zuckerflash“

„Louis wollte seinen Spaß haben“, sagte Tindall am Mittwoch in dem Podcast „The Good, The Bad & The Rugby“, in dem er regelmäßig zu Gast ist. „Und meine machen jeden Quatsch mit. Wir haben versucht, den Deckel draufzuhalten. Es gab da jede Menge Süßigkeiten – sie hatten alle einen Zuckerflash.“

Dass Herzogin Kate so gelassen blieb und die Situation mit Humor nahm, brachte ihr viel Lob ein: Jo Frost, eine Art englische Version der „Supernanny“, kommentierte, die dreifache Mutter habe die öffentliche Situation gut gemeistert. Sie habe Louis direkt angesprochen und gesagt, wie er sich benehmen solle. So akzeptierte Kate es auch nicht, dass ihr Sohn ihr den Mund zuhielt, ihr eine lange Nase zeigte und ihr die Zunge herausstreckte. Bestimmt nahm sie seine Hand und sprach mit ihm.

Autoritativer Erziehungsstil

Nach welchen Grundsätzen die Cambridges ihre Kinder erziehen? Erziehungsexperten meinen, den „autoritativen“ Erziehungsstil zu erkennen. Erziehungsexpertin Rebecca Chicot erklärte der britischen „Sun“ schon vor ein paar Jahren, wie Herzogin Kate und Prinz William ihrer Ansicht nach ihr Trio bändigen. Eltern, die autoritativ erziehen, setzen ihren Kindern Grenzen und haben klare Regeln. Gleichzeitig begegnen sie ihren Kindern aber mit viel Liebe und Zuneigung. Innerhalb eines festen Rahmens haben autoritativ erzogene Kinder viele Freiheiten, sie können sich ausprobieren und vielfältige Erfahrungen machen.

„Kate erwartet nicht von ihnen, dass sie sich wie kleine Erwachsene benehmen, denn sie weiß genau, dass Kinder von Natur aus Wut- und Trotzanfälle haben“, sagte Chicot der Zeitung. Wenn ihre Kinder Momente haben, in denen es nicht so läuft, begebe sich die Herzogin auf Augenhöhe, nehme die Kinder in den Arm und spreche ruhig mit ihnen.

Erziehungsstil hin oder her – bei der Parade war irgendwann bei den Kleinen vermutlich einfach die Luft raus. „Es ist nicht so einfach für die Kinder. Sie sind alle noch klein und müssen lang dort sitzen. Es dauerte von zwei bis fünf Uhr. Alle Eltern wissen, wie das ist“, sagte Mike Tindall am Mittwoch. Prinz Louis wanderte am Ende auf den Schoß seines Opas, Prinz Charles, und gab dann doch noch Ruhe.