In dem amüsanten Krimi „Das Gesetz sind wir“ mit Aljoscha Stadelmann und Julia Koschitz legen zwei uniformierte Polizisten einen Clanchef aufs Kreuz.

Mainz - Irgendwann fällt dieser eine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Als ihm ein kleiner Pisser ins Gesicht spuckt, platzt dem Bremer Streifenpolizisten Klaus Burck der Kragen. Der Schlag ist ein Reflex, aber er hat fatale Folgen, zunächst für das Nasenbein des Jungen, dann für Burck und seine Kollegin Maja Witt. Das Opfer, das eigentlich ein Täter ist – der Bursche wollte mit seinen Freunden einen Obdachlosen anzünden – entpuppt sich als jüngster Sohn von Clanchef Djamal Issa; und der betrachtet den Schlag selbstredend als Verletzung der Familienehre. Burck und Witt haben nun die Wahl: Kuschen oder Krieg. Aber Kuschen ist nicht ihr Ding.

 

Freunde der Filme von Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt werden bereits beim Namen Klaus Burck aufmerken: So hieß eine von Hinnerk Schönemann verkörperte Figur in dem Thriller „Mörderische Erpressung“; ein mutiger Dorfpolizist, der sich gegen eine Übermacht stellt. Dieses Muster taucht in Schmidts Geschichten immer wieder auf. Das Drehbuch hat Schmidt unter einem Pseudonym geschrieben: Klaus Burck. Querverweise dieser Art gibt es im Universum des Autors ständig, und das nicht nur wegen der regelmäßig auftauchenden Figur des unerschrockenen Dorfpolizisten, wie ihn Aljoscha Stadelmann schon in der ARD-Reihe „Harter Brocken“ verkörpert. Stadelmann spielt nun auch den Bremer Burck, Regie führte der Schweizer Markus Imboden, der schon ein Dutzend von Schmidts Drehbüchern verfilmt hat.

Mit List und Verstand

Im Vergleich zu anderen Imboden-Schmidt-Filmen wirkt „Das Gesetz sind wir“ weicher: Die Figuren sind nicht so hart gesotten, der Witz ist nicht so grimmig, die Sprüche sind nicht so böse. Vielleicht rührt daher das ZDF-Etikett „Krimikomödie“, das der Geschichte aber unrecht tut. Die Handlung hat zwar heiteres Potenzial, aber Imboden hat zum Glück darauf verzichtet, die entsprechenden Szenen komödiantisch zu inszenieren.

Von den anderen Krimis Schmidts unterscheidet sich „Das Gesetz sind wir“ nicht zuletzt durch den ungewöhnlichen Schauplatz Bremen: In einer Stadt funktionieren selbst typische Schmidt-Geschichten zwangsläufig anders als in freier Wildbahn, zumal Burck und seine Kollegin Witt (Julia Koschitz) ihren skrupellosen Gegner (Merab Ninidze) mit List und Verstand bekämpfen. Zunächst gelingt es ihnen, den jungen Ahmed Issa (Rauand Taleb) und seinen gerissenen Anwalt (Marc Hosemann) reinzulegen. Aber der alte Issa hat seine Leute auch bei der Polizei, der Clan schlägt zurück und trifft die beiden dort, wo es ihnen am meisten weh tut. Burck und Witt ist klar: Dieses Problem muss ein für alle mal gelöst werden, sonst werden sie ihres Lebens nicht mehr froh. Und wie sie dann ihren Kopf aus der Schlinge ziehen, das ist richtig clever.

Verbeugung vor Polizisten

Schmidts Geschichte lebt vor allem vom verblüffenden Wandel der beiden Hauptfiguren, die keine Lust mehr haben, am Ende „immer die Gearschten“ zu sein, wie es Burck formuliert. Reizvoll ist auch die umgekehrte Rollenverteilung „Guter Bulle, böser Bulle“: Burck ist ein sanftmütiger Typ, der Delinquenten höflich behandelt; Witt ist dafür zuständig, die Ganoven im Wortsinne aufs Kreuz zu legen.

Der Film ist zudem eine Verbeugung vor den uniformierten Polizisten, die im Hauptabendkrimi meist bloß die Laufburschen der Kommissare sind. Der Verteidiger (Özgür Karadeniz) der Gegenseite bringt es in der Verhandlung auf den Punkt, als er von fehlender Anerkennung für die Männer und Frauen spricht. Heute bringen sie die Kleinganoven hinter Gitter, morgen müssen sie frustriert feststellen, dass das Gesocks wieder auf freiem Fuß ist. Demgegenüber stehen herzerwärmende Szenen wie jene, in denen sich Burck liebevoll um seinen dementen Vater kümmert. Der alte Herr wird von Heiner Stadelmann verkörpert, der auch im wahren Leben Aljoschas Vater ist.