Polizei und Staatsanwaltschaft sehen neue Hinweise auf drei Verdächtige. Wenig später fällt der Tatverdacht schon wieder in sich zusammen.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ellwangen - Der ungelöste Mordfall an der Heidenheimer Bankiers-Ehefrau Maria Bögerl ist für die zuständige Ellwanger Staatsanwaltschaft auch nach knapp zehn Jahren nicht abgeschlossen. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hatte die Polizei in der vergangenen Woche ein Gebäude im bayerischen Landkreis Donau-Ries sowie ein Wohn- und Geschäftshaus im Kreis Schwäbisch Hall durchsucht. Dabei seien Beweismittel sichergestellt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

 

Die Grundlage für die Aktion sei ein richterlicher Beschluss vom 22. Januar, das Verfahren richte sich gegen drei Beschuldigte. Darunter ist nach lokalen Medienberichten ein Unternehmer-Ehepaar aus dem Kreis Schwäbisch Hall. Zu Festnahmen kam es allerdings nicht, die Verdachtsmomente hätten sich zerstreut, so die Staatsanwaltschaft.

Maria Bögerl war im Frühjahr 2010 aus ihrem Wohnhaus in Heidenheim entführt und wenig später, nach einer Erpressungsforderung gegenüber dem Ehemann und der gescheiterten Geldübergabe an der Autobahn 7, erstochen in einem Waldstück gefunden worden. Die Polizei geht bis heute von mindestens zwei Tätern aus. Unter anderem im Auto der Getöteten, das die Entführer als Fluchtwagen nutzten, wurden umfangreiche DNA-Spuren gesichert – sie passen aber offensichtlich auch nicht zu jenen Personen, die sich in der vergangenen Woche im Visier der Polizei befanden.

Gegenstände werden jetzt ausgewertet

Die jüngste Polizeiaktion dürfte durch das anhaltende Studium der Ermittlungsakten ausgelöst worden sein. Zwar ist die nach der Bluttat gebildete Sonderkommission 2016 aufgelöst worden, doch bis heute kümmert sich ein Beamter beim Ulmer Polizeipräsidium speziell um den Fall und versucht, neue Verknüpfungen herzustellen. Nach Medienberichten wollte ein Zeuge um die Tatzeit im Jahr 2010 herum einen Firmenwagen des Unternehmer-Ehepaares in der Nähe des Tatorts an der A 7 gesehen haben. Die Staatsanwaltschaft teilte lediglich mit: „Das Erfordernis für die Durchsuchungen hatte sich aus der aktuellen Bewertung der Beweislage ergeben.“ Die beschlagnahmten Gegenständen würden aber ausgewertet.

Wiederholt haben DNA-Tests in den vergangenen Jahren Verdächtige in dem Fall entlastet und zugleich die Hoffnung der Ermittler auf eine späte Aufklärung zunichte gemacht. So hatte 2017 ein Mann aus Königsbronn bei einem Krankenhausaufenthalt erzählt, er sei der Mörder, das Tatmesser habe er bei Heidenheim in den Wald geworfen. 2015 behauptete ein Mann aus den Niederlanden, er kenne die Täter, wollte die Namen unter der Voraussetzung eines Straferlasses in anderer Sache nennen. 2014 verurteilte das Landgericht in Ellwangen einen Familienvater aus Giengen (Kreis Heidenheim), der die Polizei monatelang mit der Behauptung genarrt hatte, zwei Russen seien die Täter, er könne sie – gegen Geld – ausliefern.

Im Jahr 2014 hatte die Justiz zudem zwei Massen-Gentests angeordnet, mehrere tausend Männer gaben Speichelproben ab. Auch das ohne jeden Erfolg.