Die Sommerzeit kommt. In der Nacht zum Ostersonntag werden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Forscher des Bundestags haben sich jetzt mit den Auswirkungen der Zeitumstellung auf den menschlichen Rhythmus befasst.

Stuttgart/Berlin - Dieses Jahr sollten sie sich zu Ostern eine gute Portion Schlaf gönnen. Denn in der Nacht des 27. März wird die Uhr von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Die Nacht wird kürzer und verschlafene Augen bei der Eiersuche sind programmiert.

 

Laut einer Forsa-Umfrage vom Februar sind drei Viertel der Deutschen dafür, die Zeitumstellung müsse abgeschafft werden. Dabei führte man sie in den 1970er Jahren noch aus gutem Grund ein. Man wollte das Tageslicht besser nutzen und es abends länger hell haben. Kritiker bemängeln, dies spare nur wenig Energie ein. Aber deswegen die Sommerzeit abschaffen?

Das größere Problem ist unsere innere Uhr. Die gewöhnt sich nur schwer an die halbjährliche Umstellung. Müdigkeit und Schlappheit sind die Folge. Deshalb hat der Bundestag das Büro für Technikfolgen-Abschätzung (TAB) beauftragt, die Auswirkungen der Zeitumstellung neu zu bewerten. Zusammen mit externen Gutachtern wertete das TAB zahlreiche Studien zur Zeitumstellung aus. Die „Bilanz zur Sommerzeit“ auf 212 Seiten ist nicht gerade rosig.

Bio-Rhythmus außer Kontrolle

Vor allem Menschen, die eher abends aktiv sind, bekommen durch die Zeitumstellung Schwierigkeiten, heißt es in dem Bericht. So hatten Probanden einer Studie auch vier Wochen nach der Umstellung Probleme, ihren Tagesablauf an die Sommerzeit anzupassen. Der Schlaf-Wach-Rhythmus könnte „womöglich über die gesamte Sommerzeitperiode“ beeinträchtigt sein, resümieren die Forscher. Insgesamt sei „völlig unklar“ und nicht ausreichend erforscht, wie sehr sich die Zeitumstellung auf den menschlichen Bio-Rhythmus auswirke, so das TAB.

Gegner führen oft an, es käme durch den Zeitverlust zu mehr Verkehrsunfällen durch müde Autofahrer. Jedoch zeigen vier Studien, dass die Unfallzahlen durch die Zeitumstellung entweder kaum oder gar nicht steigen. Eine britische Studie verzeichnete zwischen 2004 und 2009 etwa einen Anstieg von nur 1,1 Prozent der Unfälle innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Zeitumstellung.

Die Forscher konnten außerdem nicht zweifelsfrei feststellen, ob durch die Zeitumstellung vermehrt Schlaganfälle auftreten. Die unterschiedlichen Studien kämen zu teilweise widersprüchlichen Ergebnissen, weswegen sich aus ihnen „keine eindeutigen“ wissenschaftlichen Erkenntnisse ableiten ließen.

Könnte man die Sommerzeit abschaffen?

In ihrem Bericht beschäftigen sich die Forscher auch damit, wie man die Sommerzeit abschaffen könnte. Dazu müsste die EU-Richtlinie 2000/84/EG geändert werden. Dort ist die Zeitumstellung zwischen Winter- und Sommerzeit für alle EU-Staaten auf unbefristete Zeit festgeschrieben. Es gibt allerdings Möglichkeiten, sie zu ändern.

Eine Änderung der Richtlinie wäre beispielsweise dann möglich, wenn die Mehrheit der Mitgliedsländer die EU-Kommission dazu auffordert, aktiv zu werden. Allerdings könnte die Kommission diese Aufforderung auch einfach begründet ablehnen. Die Forscher vom TAB befürchten, dass die bisherigen wissenschaftlichen Studien nicht ausreichen könnten, um die EU dazu zu bringen, die bestehende Richtlinie zu ändern.

Gute Vorbereitung macht die Zeitumstellung leichter

Selbst wenn die EU-Kommission sich irgendwann dazu entscheiden sollte, die Sommerzeit abzuschaffen oder sie dauerhaft einzuführen, wird es bis zur Umsetzung noch dauern.

Schlafforscher empfehlen, sich schrittweise auf die fehlende Stunde vorzubereiten und jeden Tag zehn Minuten früher als sonst zu Bett zu gehen. Das hilft dem Körper, die innere Uhr auszugleichen. Morgens sollten sie Sonne und frische Luft tanken, zum Beispiel bei einem Spaziergang oder auf dem Balkon. Und wer Schwierigkeiten mit dem Einschlafen hat, sollte lieber auf das Mittagsschläfchen verzichten.