Nach sechs Jahren als Stellvertreter ist Roland Oettinger der neue Obermeister der Zimmerer-Innung Rems-Murr. Erklärtes Ziel sind mehr Mitglieder

Fellbach - Fast schon selbstverständlich wohnt Roland Oettinger mit seiner Frau Monika in einem Holzhaus. Der nachwachsende Rohstoff begeistert den Fellbacher Zimmerermeister nach wie vor und offenbar nicht nur ihn. „Baden-Württemberg ist das Bundesland mit der höchsten Quote beim Holzhausbau“, sagt Roland Oettinger, der kürzlich bei der Herbstversammlung der Zimmerer-Innung Rems-Murr als Nachfolger von Herbert Titze zum neuen Obermeister gewählt wurde. Mit dem bisherigen Mitglied des erweiterten Ausschusses Tim Frey und mit dem wiedergewählten Schmidener Joachim Frick sind nun drei Zimmerermeister vom Fuße des Kappelbergs im Vorstand der Zimmerer-Innung Rems-Murr vertreten.

 

Der Oberbeister steht der Innung vor und vertritt die Interessen beim Landesverband

In seiner neuen Funktion hat Roland Oettinger, der zuvor sechs Jahre lang stellvertretender Obermeister war, vor allem repräsentative Aufgaben: „Der Obermeister steht der Innung vor und vertritt die Interessen bei Landesverband, Kreishandwerkerschaft und Handwerkskammer.“ Vordringliches Ziel seiner mindestens dreijährigen Amtszeit sieht Roland Oettinger in der Förderung des Nachwuchses auf allen Ebenen.

Zwar ist der Zimmererberuf nach wie vor für junge Menschen interessant, viele von ihnen wandern aber nach einer erfolgreichen Gesellenprüfung in die Industrie ab. Außerdem will Roland Oettinger seine Standesvertretung stärken. „Wir möchten mehr Nichtmitglieder in die Innung bringen“, sagt der 51-Jährige. Gegenwärtig sind lediglich 40 Zimmererbetriebe im Rems-Murr-Kreis Mitglied der Innung, was einer Quote von knapp 50 Prozent entspricht.

Oettinger feiert 2019 sein 30-Jahr-Jubiläum als Zimmerermeister

Das findet Roland Oettinger, der 2019 sein 30-Jahr-Jubiläum als Zimmerermeister feiern kann, auch aus Qualitätsgründen schade. Die Innung bietet eine Vielzahl von Fortbildungen an. Gleiches gilt für den ebenfalls in einem Holzhaus beheimateten Landesverband des Zimmerer- und Holzbaugewerbes, der in Ostfildern außerdem Spezialisten etwa für Bauphysik, Rechtsfragen oder Marketing für Fragen seiner Mitglieder beschäftigt.

Der Rückgriff auf solche Experten gewinnt offenbar an Bedeutung. „Der Beruf ist anspruchsvoller geworden“, sagt Roland Oettinger und verweist beispielhaft auf Dämmungen, bei denen vielerlei bauphysikalische Gesetzmäßigkeiten beachtet werden müssen und Pfusch am Bau teure Folgen für den betroffenen Hauseigentümer haben kann. Deshalb findet es Roland Oettinger gut, dass in einem Handwerk nach wie vor der Meisterzwang gilt.

Der Beruf des Zimmerers hat sich stark gewandelt

„Es ist ein Beruf, der Moderne und Tradition vereint“, sagt Roland Oettinger. Ein Beruf aber auch, der sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stark gewandelt hat. Speziell in und um Fellbach werden nur noch wenige Ein- und Zweifamilienhäuser errichtet und wenn, dann oft mit Flachdächern. Richtsprüche nach dem Aufrichten eines Dachstuhls dürfen die Zimmerer deswegen deutlich seltener als früher von sich geben. Verringert haben sich auch die einst sehr bedeutenden Aufträge im Treppenbau, zumal der Zuschnitt dafür im Regelfall durch spezialisierte, mit CNC-gesteuerten Maschinen ausgestattete Unternehmen erfolgt. Dafür hat im Gegenzug der Holzhausbau stark zugelegt. Ein besonderes Raumklima, aber auch der Einsatz eines Kohlenstoff speichernden, regionalen und nachwachsenden Rohstoffs überzeugt viele Bauherren.

„Künftig werden Dachaufstockungen und Dachaufbauten weiter an Bedeutung gewinnen“, sagt Roland Oettinger. Die Nachverdichtung von Städten und Ortschaften sind dafür die Ursache. Als leichtgewichtiger Baustoff eignet sich Holz dafür aus statischen Gründen besonders gut. Insofern sieht der neue Obermeister sein Handwerk gut für die Zukunft aufgestellt. Das gilt auch im eigenen Haus, denn Monika und Roland Oettingers 20-jähriger Sohn Robin ist Zimmerergeselle.