Die Anleiheankäufe der EZB sollen im kommenden Jahr auslaufen. Doch auch nach dem Abschluss der Anleihekäufe werden die Zinsen nur langsam steigen, meint Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Ist der Geist erst einmal aus der Flasche, so lässt er sich bekanntlich nicht zurückdrängen. Auch wenn sich die umstrittenen Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) ihrem Ende zuneigen – erledigt ist das Kapitel noch lange nicht. Die billionenschweren Geldspritzen gelten ihren Befürwortern als eine Art Wunderwaffe. Sie wird nun zwar eingemottet, aus dem Arsenal der Notenbank wird sie aber nicht mehr verschwinden.

 

Keine Präzisionswaffe

Das weiß auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann – er warnt aber davor, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Denn genau wie Kanonen sind die Anleihekäufe von einer Präzisionswaffe weit entfernt. Ihr Einsatz mag zwar das Ziel erreicht haben, die Konjunktur auch in den hoch verschuldeten Ländern der Eurozone anzukurbeln. Doch die Kollateralschäden sind unübersehbar.

Die niedrigen Zinsen haben den Abbau von Schulden und die Finanzierung von Investitionen erleichtert, machen aber Sparern das Leben schwer. Besorgniserregend ist dies vor allem mit Blick auf die Altersvorsorge. Obendrein sind Investoren auf der Suche nach renditestarken Alternativen vermehrt Risiken eingegangen.

Von Beginn an war die Notwendigkeit fragwürdig

Schon als das Kaufprogramm 2015 gestartet wurde, war seine Notwendigkeit fragwürdig. Noch ärgerlicher aber ist, dass es so lange anhielt. Denn es abzuwickeln, wird nun Jahre dauern. Zwar will die EZB 2019 aufhören, Geld in die Märkte zu pumpen. Mit dem Entzug, also einem Abbau der umlaufenden Geldmenge, wird sie sich aber Zeit lassen. Andernfalls drohte ein drastischer Zinsanstieg, der Finanzmarktprofis und private Kreditnehmer gleichermaßen überfordern könnte.

Der Ausstieg muss also behutsam erfolgen. Nur: Käme in dieser Zeit eine Wirtschaftskrise, so hätte die EZB kaum Spielraum, durch Leitzinssenkungen gegenzusteuern. Dann stünde wieder die Frage nach Anleihekäufen im Raum. Weidmann warnt also mit gutem Grund davor, dieses Instrument mit Fingerspitzen anzufassen.