Eigentlich spielt der TVB Stuttgart Handball – in der Bundesliga. Dort spielt künftig auch die SG Schorndorf – im Badminton. Die Sportarten haben Berührungspunkte, wie ein gemeinsames Training zeigt.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Schorndorf - Alte Liebe rostet nicht. Am Montag kehrte Dominik Weiß vom TVB Stuttgart zur SG Schorndorf zurück, bei der einst seine Karriere als Handballer begann und die ihn zwischenzeitlich bis in die Nationalmannschaft geführt hat. Doch dieses Mal ging er fremd. Badminton war angesagt, und das für nahezu den kompletten Kader des TVB, der sich dabei mehr als achtbar aus der Affäre zog. „Da sind schon einige talentierte Spieler dabei“, gab es Lob vom Experten und Trainer Benjamin Wahl, der so etwas wie der Initiator dieser ungewöhnlichen Trainingssession war. Weil die SG regelmäßig Karten für die Bundesligaspiele des TVB verlost, verfolgt der Coach dessen Weg kontinuierlich via Facebook. Dabei fiel ihm auf, dass die Handballer im Trainingslager im Zillertal Badminton in das Vorbereitungsprogramm integriert hatten und meldete sich bei den Bittenfeldern, gemäß dem Motto: Wollt ihr noch was lernen? Gesagt getan, zumal Wahl den TVB-Co-Trainer Karsten Schäfer noch aus Studienzeiten an der Uni Stuttgart (unter Handball-Experte Rolf Brack) kannte.

 

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Nun also war es so weit, in der Kahl-Wahl-Halle in der Schorndorfer Innenstadt kam es zum Showdown mit dem Schläger. Der konnte sich sehen lassen. Auf neun Spielfeldern pfiffen die Federbälle in gemischten Badminton-Handball-Teams kreuz und quer durch die Halle, immerhin erreicht das Spielgerät Spitzengeschwindigkeiten bis zu 400 Stundenkilometer. „Die schnellste Sportart“, sagt Wahl ganz nebenbei.

Und die Handballer kamen schnell auf Betriebstemperatur. Wahl weiß warum: „Es ist eine gute und sinnvolle Alternative zum Handball, weil die Wurf- und Schlagtechnik Ähnlichkeiten aufweisen.“ Es geht – anders als etwas im Tennis – meist von oben nach unten. Auch Tempo und Beweglichkeit gepaart mit schnellen Stopps sind in beiden Sportarten parallel gelagert. „Ich denke, keiner von uns war hier total fehl am Platze“, sagte Linksaußen Patrick Zieker, auch wenn sich der bullige Kreisläufer Zarko Peshesvki nach einem kleinen Fehler von Torwart Primoz Prost schon mal die spitze Bemerkung anhören musste: „Der Ball muss übers Netz.“ Und nicht ins Netz, wie im Handball.

Die SG Schorndorf startet mit Heimspiel

Klar doch, aber von den kleinen Misserfolgen ließ sich kein Spieler den Spaß nehmen. Doch es ging nicht nur um die pure Freude. „Wenn man noch ein paar Tipps bekommt, entwickelt man auch Ehrgeiz“, sagte der Nationalspieler Zieker. Und zwar so sehr, dass einige der Spieler nach der zweistündigen Einheit gar nicht mehr aufhören wollten und noch einige Extraschichten einlegten. Dominik Weiß etwa: „Ich kenne zwar die SG, aber beim Badminton war ich noch nie.“ Das soll sich ändern. Wenn nicht jetzt, wann dann? Man hat sich nicht nur kennengelernt, die SG ist auch erstmals in die Bundesliga aufgestiegen, mit einem gemischten Kader aus Männern und Frauen. Das regional ausgerichtete Team wurde für die neue Herausforderung mit vier Ausländern verstärkt, die wechselweise zum Einsatz kommen und den Klassenverbleib schaffen sollen. Dazu ist in der Zehnerliga mit vielen Vollprofis bei der Konkurrenz Platz acht nötig, der neunte Rang reicht zur Relegation. „Das ist unser Ziel“, sagt Wahl. Los geht es am 18. Oktober mit einem Heimspiel – und vielleicht dem einen oder anderen TVB-Spieler als Gast.