Kinder müssen lesen können. Das muss die Schule leisten. Damit sie das schaffen kann, müssen die Kultusminister aufhören, auf ideologisch motivierte Reformen und Förderprogramme zu setzen. Gefragt sind Ruhe und fachliche Konsequenz. Das meint unsere Korrespondentin Bärbel Krauß.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Eigentlich kann man fast sagen, dass in den vergangenen 15 Jahren in den deutschen Schulen kaum ein Stein auf dem anderen geblieben ist, so viele Reformen hat es seit dem Pisa-Schock gegeben. Schaut man heute auf das Ergebnis, muss man leider feststellen: Viele und vor allem durchschlagende Verbesserungen wurden dabei nicht erreicht. Vor wenigen Wochen hat der jüngste nationale IQB-Test eine kollektive Rechtschreibschwäche an den Grundschulen zutage gefördert. Jetzt zeigt der internationale Iglu-Test, dass jeder fünfte Viertklässler nicht zuverlässig lesen kann. Das ist erschreckend. Denn damit ist für sehr viele Kinder der ganze weitere Bildungserfolg infrage gestellt.

 

Im Rückblick zeigt sich, dass offenkundig ohne Sinn und Verstand an den Schulen herumreformiert wurde. Klar ist im Nachhinein auch, dass die Bundesrepublik mit den endlosen Ideologiedebatten über Gemeinschaftsschule versus gegliedertes Schulwesen im Wesentlichen sehr viel Zeit verplempert hat. Das Ausland dagegen macht vor, dass man Schulen verbessern kann, wenn man konsequent, rational und ruhig an ihren Defiziten arbeitet. Hektische Reformitis entlang ideologischer Wunsch-(wenn nicht Wahn-)Vorstellungen müssen der Vergangenheit angehören. Natürlich ist das ein Weckruf, ein überlauter sogar. Kultusminister, hört die Signale!