Die Kunst- und Kulturvermittlerin Sara Dahme inszeniert auf den Parkdecks des Züblin-Parkhauses ein zehnwöchiges Kulturprogramm. Ihr Ziel ist es, der Off-Szene Stuttgarts, die unter der Coronakrise leidet, eine kleine, temporäre Plattform zu bieten.

Stuttgart - Sie entdeckt Potenziale und Räume für Kunst und Kultur in der Stadt. Es ist ihre Passion. Offiziell nennt sich Sara Dahme daher Kulturvermittlerin. Aber auch ohne diese Bezeichnung müsste sie wohl dauernd ihre Träume leben. Ihr neuester Traum ist, aus einem kommunikativen Unort einen Kulturort zu machen. Vom 23. Juli an soll auf den Freidecks des Züblin Parkhauses eine Open Air Bühne und viel mehr entstehen. Geplant sind zehn Wochen Programm. Aber der Wirbelwind Dahme „würde am liebsten den ganzen Sommer“ die Kultur im Leonhardsviertel hochleben lassen.

 

Doch auch das zehnwöchige Programm dieser temporären Spielstätte hat es in sich. „Dort soll täglich jeweils Unterschiedliches gezeigt werden“, sagt Dahme. „Das Kulturdeck soll vielen momentan geschlossenen Kulturorten eine öffentliche Bühne bieten, Festivals und Konzerte auf andere Art ermöglichen und zu einem Kulturtreffpunkt inmitten der Stadt weitab vom Mainstream werden.“

Nun also soll den Akteuren der Stuttgarter Szene dieser Ort als kleines Schaufenster und Bühne dienen. „Die verschiedenen Themenschwerpunkte werden durch ein passendes Rahmenprogramm begleitet“, erklärt die Initiatorin. „Beispielsweise spielen Bands und sprechen davor live und über Chat mit dem Publikum; Gespräche mit Festivalmachern finden statt, um die Menschen hinter all der Kultur sichtbar zu machen.“

Eine Bühne für die Off-Szene

Teilweise sollen Bands, Musiker und DJs direkt am eigentlichen Ort spielen (zum Beispiel im Bix oder im Club Romantica) und werden live auf die temporäre Leinwand gestreamt, teilweise sollen kleinere Bands oder Performances vor Ort auf dem Freideck spielen oder aufgeführt werden, da die öffentlichen Festivals nicht stattfinden können. Übrigens: Auch an die Nachbarn hat Sara Dahme gedacht: „Sie werden nicht gestört, da ab spätestens 21 Uhr die Tonübertragung nur über Radio oder Smartphone gehört werden kann, nach Absprache auch direkt ab Beginn.“ Weiter sagt sie: „Der Off-Szene Stuttgarts, die besonders unter der Corona-Krise zu leiden hat, soll zumindest eine kleine temporäre Plattform geboten und ein Honorar gezahlt werden.“ Was die Kinoleinwand betrifft, so hat die Kulturvermittlerin auch klare Vorstellungen: „Wir wollen keine Blockbuster im trendigen Autokino zeigen, sondern sichtbar machen, was zurzeit nicht stattfinden kann und auch die Orte zeigen.“

Um alle momentanen Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, kann das Kulturdeck problemlos ohne Auto besucht werden, indem die Besucher zugewiesene Sitzgelegenheiten nutzen. Die Eintrittskarten muss man zudem online buchen, um auch hier unnötigen Personenkontakt zu minimieren. „Momentan planen wir noch eine zusätzliche Möglichkeit, um erstens auch bei schlechtem Wetter die Veranstaltung stattfinden lassen zu können.“ Die Idee dahinter ist, 20 besondere Fahrzeuge (neue Elektroautos oder schicke Oldtimer) den Zuschauern zur Verfügung zu stellen. „Das heißt, dass einige Zwei-Personen-Kapseln mobil von uns vorher abgestellt und desinfiziert werden“, sagt Dahme. Durch dieses Zusatzangebot werde auch die Zu- und Abfahrt ins Parkhaus stark minimiert, da diese Fahrzeuge während des Veranstaltungszeitraumes ein Parkdeck tiefer geparkt werden und nur bei akutem Bedarf vor Veranstaltungsbeginn auf die Freidecks gestellt werden.

Kultureller Begegnungsort

Obwohl die Heim- und Spielstätte ein Parkhaus ist, soll das Auto generell eine untergeordnete Rolle spielen. Geplant ist daher einen Carsharing-Anbieter als Kooperationspartner zu gewinnen, der Autos als Zwei-Personen-Kapseln zur Verfügung stellt. Zudem soll ein ganz neues Produkt eingesetzt werden: ein Stromgenerator, der auf Solarenergiebasis funktioniert. Wenn es die jeweilige Coronalage hergibt, will Dahme zudem Sitzgelegenheiten mit Pflanzen anbieten. Dabei denkt sie an die Sitzmöglichkeiten nach dem Vorbild der Wanderbäume.

Geplant ist, dass das Kulturdeck anfangs drei Tage in der Woche geöffnet ist von Freitag bis Sonntag. Die Vision von Sara Dahme lautet: „Der kleine Raum soll zum Verknüpfungspunkt zwischen Stadt und Kultur werden und den direkt umliegenden öffentlichen Bereich beleben, zum Austausch einladen und zum kulturellen Begegnungsort werden.“