Auf Bolzplätzen geht es naturgemäß etwas lauter zu. Immer wieder gibt es deshalb Ärger zwischen Anwohnern und Jugendlichen. In Rot bleiben die Tore des Platzes am Rappenberg daher vorerst zu, weil Freizeitkicker sich wiederholt nicht an die Öffnungszeiten gehalten haben.

Rot - Wer zurzeit auf dem Bolzplatz am Rappenberg Fußball spielen möchte, steht vor einem verschlossenen Tor. Weil Jugendliche sich wohl wiederholt nicht an die erlaubten Öffnungszeiten gehalten haben, haben sich Anwohner beschwert. Nun ist der Bolzplatz in Rot zu und die Stadt sucht dringend nach einer Lösung für den beliebten Treffpunkt.

 

Bolzen, das steht laut Duden für Fußball spielen ohne System. Das spontane, zwanglose Kicken jenseits fester Vereinszeiten bereitet Jugendlichen Freude. Computer und Handy zum Trotz scheint die Begeisterung dafür ungetrübt. Das weiß auch Niat Habtom, die Teamleiterin der Mobilen Jugendarbeit in Zuffenhausen und Rot. „Unsere Jugendlichen nutzen die Bolzplätze intensiv. Das sehen wir auch an Veranstaltungen wie unserer Tour de Bolzplätzle“, sagt Habtom. Beschwerden über zu laute Nutzer seien ein stuttgartweites Problem. „Bolzplätze sind nun mal in Wohngebieten“, sagt sie. Die stark eingeschränkte Zeit von gerade einmal drei Stunden am Nachmittag geht laut Niat Habtom an der Realität der Jugendlichen vorbei. „Die Jugendlichen sind heute erst einmal länger in der Schule“, sagt sie.

Nur drei Stunden bolzen – mehr nicht

Seit gut zweieinhalb Jahren darf der Bolzplatz aber nur montags bis samstags im Sommer von 15 bis 18 Uhr und im Winter von 14 bis 17 Uhr genutzt werden. So hat es das Garten-, Friedhofs- und Forstamt festgelegt. Doch daran haben sich die jungen Leute laut der Stadt nicht gehalten. „Gegen die mittels Beschilderung ausgewiesenen Öffnungszeiten wurde leider konsequent verstoßen, sodass der Bolzplatz zur Einhaltung der Richtwerte geschlossen werden musste“, erklärt Martin Thronberens von der städtischen Pressestelle.

Denn am Rappenberg liegt eine besondere Problematik vor. Zwar war der Bolzplatz bereits Anfang der 1980er Jahre und damit vor der Aufsiedlung des Neubaugebiets entstanden, doch wurde er ohne Baurecht erstellt. Zudem kommt es auf den Abstand zum Wohngebiet an und somit auch darauf wie lange es laut sein darf. „Hier handelt es sich um ein reines Wohngebiet. Der Abstand zum Bolzplatz müsste 50 Meter betragen. Beim Rappenberg sind es nur 20“, erklärt Harald Häußermann von der Immissionsbehörde beim Amt für Umweltschutz. Damit die erlaubten Immissionswerte eingehalten werden, dürfte man nur drei Stunden täglich bolzen. „Die Nutzungszeit kann aber beliebig zwischen 8 und 20 Uhr gelegt werden“, sagt Häußermann.

Ähnlicher Ärger wie an der Fleiner Straße

Im Stuttgarter Norden ist das nicht das erste Mal, dass es Probleme wegen zuviel Lärms auf einem Bolzplatz gibt. Ähnlichen Ärger gab es mit dem Platz an der Fleiner Straße in Rot. Hier hatte es trotz Renovierung und Verbesserung des Lärmschutzes nicht geklappt, sodass ein ehrenamtlicher Schließdienst den Platz seit einigen Jahren auf- und zumacht. Für den Bolzplatz am Rappenberg wird nun eine Lösung wie an der Fleiner Straße gesucht. Laut Thronberens konnte jüngst ein Schließdienst gefunden werden. „In Kürze wird ein Vertrag mit ihm geschlossen“, sagt er. Danach kann wieder gekickt werden .

SPD-Bezirksbeirat Alexander Mak wünscht sich eine klare Lösung für Bolzplätze in ganz Stuttgart. „Drei Stunden Öffnungszeit am Tag ist nur eine Übergangslösung“, sagt Mak, der sich seit 13 Jahren mit dem Thema beschäftigt. „Ich bin auf dem Bolzplatz an der Fleiner Straße groß geworden“, betont der begeisterte Kicker. Er sei für das Kicken in der Stadt, daher tue es ihm besonders Leid, „dass es mit dem gegenseitigen Verständnis nicht klappt“. Wenn man in der Stadt lebe, gehörten Bolzplätze mit spielenden Jugendlichen dazu.