Nach dem schweren Zugunglück von Santiago de Compostela, das 79 Menschen das Leben kostete, hat das spanische Verkehrsministerium damit begonnen nachzurüsten. Auf gefährlichen Streckenabschnitten werden die Züge künftig automatisch gebremst.

Santiago de Compostela – Irren ist menschlich – einen Fehler zu korrigieren ist Ausdruck von Weisheit, so geht ein spanisches Sprichwort. Das spanische Verkehrsministerium hat zehn Tage nach dem schweren Zugunglück von Santiago de Compostela, das 79 Menschen das Leben kostete, damit begonnen, die Sicherungssysteme am Schienennetz nachzurüsten, damit sich ein solcher Unfall nicht wiederholen kann. Der Unglückszug war am Mittwoch vorvergangener Woche wohl wegen einer Unaufmerksamkeit des Lokführers mit weit überhöhter Geschwindigkeit in eine Kurve eingefahren und entgleist, ohne dass zuvor eine automatische Bremsung ausgelöst worden wäre.

 

Auf Streckenabschnitten, auf denen die Züge ihre Geschwindigkeit stark drosseln müssen, sollen nun schrittweise Kommunikationssysteme zwischen Gleis und Lok installiert werden, die den Zug im Fall der Fälle auch automatisch abbremsen. Offenbar ist diese Aufrüstung leichter durchzuführen, als man ahnt: Nach einer Mitteilung des Verkehrsministeriums ist die verbesserte Version des bisherigen Sicherungssystems ASFA an der Unglücksstelle bei Santiago bereits in Betrieb.

Die Reaktion ist wie eine Selbstanzeige

Die schnelle Reaktion des staatlichen Eisenbahnnetzbetreibers Adif kommt nach Überzeugung des Sprechers der galicischen Linkspartei AGE, Xosé Manuel Beiras, einer „Selbstanzeige“ gleich. „Wenn man diese Sicherheitsmaßnahmen vorher ergriffen hätte, wäre die Katastrophe nicht geschehen“, sagte der Politiker am Wochenende. Sowohl Adif als auch die staatliche Eisenbahngesellschaft Renfe hatten bisher immer wieder beteuert, die Sicherheitssysteme an der Unfallstelle seien „angemessen“ gewesen. Die Präsidenten von Adif und Renfe werden kommenden Donnerstag vor dem Parlament erscheinen, die Verkehrsministerin Ana Pastor am Freitag.

Am Wochenende lagen noch 54 Menschen, die bei dem Zugunglück verletzt worden waren, im Krankenhaus, neun von ihnen auf der Intensivstation.