Das Stuttgarter Kaufhaus Breuninger hat sich einer Politik der Nachhaltigkeit und modernen Mobilität verschrieben. Sichtbar wird das bei den Planungen des neuen Breuninger-Parkhauses. Es soll „Mobility Hub“ heißen und vielleicht sogar eine grüne Fassade haben.

S-Mitte - Das Film- und Medienhaus, das auf der Fläche des Breuninger-Parkhauses gebaut wird, ist derzeit in aller Munde. Vor allem in Bezug auf die Bedeutung im Rahmen des IBA-Projektes Leonhardsvorstadt. Neben dem Züblin-Parkhaus ist das Breuninger-Parkhaus die einzige große Fläche, auf denen die neuen Ideen zum Zusammenwachsen des Bohnenviertels und des Leonhardsviertels angemessen realisiert werden können.

 

Doch was genau passiert mit dem Breuninger-Parkhaus? Eine Frage, die vor allem Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle interessiert. In einer der vergangenen Sitzungen ihres Rates warnte sie vor Alleingängen der Firma Breuninger.

Nach Lage der Dinge ist diese Sorge unbegründet. Obwohl Breuninger bisher in seiner Kommunikationspolitik eher zurückhaltend agierte, sucht man nun den Dialog und die Öffentlichkeit. Das Traditionshaus am Marktplatz schickte in Ulrich Wölfer sogar seinen Immobilien-Chef in den Bezirksbeirat. Tatsächlich bestätigte Wölfer dort eine neue Zeitrechnung in der Beziehung zwischen Breuninger und der Stadt, die nicht zuletzt beim Dorotheen-Quartier nicht frei von Konflikten war. Nun aber eröffnet Wölfer seinen Vortrag mit den Worten: „Ich habe selten erlebt, dass so pragmatisch und zielorientiert zwischen Verwaltung, Politik und Industrie zusammengearbeitet worden ist. Daher ist das Ergebnis als sehr, sehr gut einzustufen.“

Kaum weniger Stellplätze

Bedeutet: Breuninger ist im Sinne der Konzernstrategie auf seine Kosten gekommen. Dem Handel, wie er in Zukunft in all seinen Facetten gedacht werden muss, wird in diesem Projekt offenbar Rechnung getragen. Daher redet Breuninger nicht mehr von einem simplen Parkhaus, sondern gerne von einem Mobility-Hub. Es gehe um weit mehr, als eine Fläche neu zu bauen, auf der SUVs 20 Zentimeter mehr Parkraum hätten. „Es hat uns geholfen, Teile der B 14 zu überbauen. Das ermöglicht uns, das Parkhaus als Ganzes besser zu organisieren und die Ausnützung der Fläche deutlich besser zu gestalten“, erklärt Wölfer. Zudem wird der Gebäudekomplex auch tiefer ins Erdreich gehen, sodass am Ende beinahe die gleiche Anzahl an Autos dort Platz finden. „Dadurch wird aber auch im Erdgeschoss eine attraktive Nutzung möglich“, sagt der Immobilien-Chef. Gemeint sind in erster Linie Läden. Das Neue ist jedoch der Gedanke des „Mobility Hubs“. Für diese Konzeption hat sich Wölfer Informationen von Daimler, Porsche, Mahle oder Bosch geholt. Immer mit der Fragestellung: „Wie gestaltet sich das Thema Mobilität in Zukunft?“ Zudem hat sich Breuninger „viele Anleihen aus Skandinavien geholt“. Offenbar ist man dort beim Thema Parken einige Schritte weiter. Oder wie es Wölfer nennt: „Die packen das Thema viel moderner und unkonventioneller an als wir.“

Geplant sind nun alternative Nutzungen, die von kleinen Fitnessräumen, Carsharing, Büros oder bewachten Parkplatzen für Fahrräder reichen. „Das ganze Haus wird keine Monokultur“, sagt der Breuninger-Vertreter, „es wird in sich leben.“ Für Wölfer ist es daher selbstredend, dass auch kleine Logistik-Hubs dort unterkommen, von denen aus der kleine Warenverkehr mit Elektro-Lastenrädern stattfinden kann.

Grüne Fassade?

Auch architektonisch plant Breuninger einen großen Wurf. „Wir werden dieses Haus anders gestaltet. Wie genau, wissen wir noch nicht“, sagt er, „aber wir denken auch an eine grüne Fassade.“ Insgesamt habe sich Breuninger auf die Fahne geschrieben, im Bereich Nachhaltigkeit deutlich mehr zu tun als bisher. „Ich glaube, die Richtung, die wir hier eingeschlagen haben, ist lohnenswert und passt als Nachbar zum Film- und Medienhaus.“

Die Bezirksbeiräte reagierten auf diese Ausführung auf ihre Weise. Zunächst wortlos, aber mit lautstarkem Klopfen mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte.