Der Sozialminister Manfred Lucha setzt auf zentrale Einheiten, der Kreis Ludwigsburg bangt um Zuschüsse. Der Landrat Rainer Haas bringt eine Option ins Spiel, an dem Standort Klinikabteilungen auszulagern.

Marbach - Es war ein politischer Kompromiss, mit dem den Marbachern der Verzicht auf ein Kreiskrankenhaus schmackhaft gemacht werden sollte: Eine Belegklinik mit 40 Betten, in der niedergelassene Ärzte Patienten tageweise behandeln können. So hat es der Kreistag vergangenes Jahr mit großer Mehrheit beschlossen. Die Förderpolitik des Landes, die auf Zentralisierung setzt, bereitet inzwischen bei diesem Plan aber Probleme. „Wir tun uns schwer“, räumt der Landrat Rainer Haas ein. Die Realisierung hängt vor allem davon ab, wie ein ausgearbeitetes Konzept beim Land ankommt, das die Belegklinik mitfinanzieren müsste.

 

Neu ist die Überlegung des Landrates, das Gelände neben der Belegklinik gleichzeitig als Reserve- oder Ausweichstandort für zumindest eine Abteilung der großen Häuser Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen zu verwenden. „Die Kapazitäten dort sind an der Grenze“, sagte der Landrat bei einem Pressegespräch. Der Landrat könnte sich beispielsweise vorstellen, einen Teil der Psychiatrie auszulagern, wenn der Platz in Ludwigsburg nicht mehr ausreicht. Andere Abteilungen müssten zwingend beieinander bleiben, um kurze Wege zu bewahren. Aber bei psychischen Erkrankungen, so Haas, könne man sich auch einen Pendelverkehr vorstellen.

Im März entscheidet der Aufsichtsrat der Kliniken

Überrascht zeigt sich darüber Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete der Stadt Marbach. „Wir können das schwer beurteilen“, so Heim. Im März werde im Aufsichtsrat der Kliniken entschieden, wie es in der Schillerstadt weitergehe. Klar ist die Position der Marbacher Verwaltung: „Wir streben eine medizinische Grundversorgung in Marbach an.“ Über Details müsse man reden. Die Belegbetten würden auf jeden Fall von den im Ärztehaus tätigen Medizinern benötigt. „Das Thema muss gelöst werden“, erklärt Gerhard Heim.

Klar ist aber auch: Ohne Landeszuschüsse wird die Regionale Kliniken Holding (RKH) keine Belegklinik einrichten können. Daher hat der Kreischef Haas das Gespräch mit dem Sozialminister Manfred Lucha gesucht – und meint nun, von dem Grünen-Politker positive Signale erhalten zu haben. „Bei den Belegkliniken scheint es bei ihm eine gewisse Offenheit zu geben“, bestätigte Haas. Daher versucht man, mit einem ausgeklügelten Konzept den Standort mit neuem Leben zu füllen.

Eine von den Chefärzten des Ludwigsburger Krankenhauses betriebene psychosomatische Klinik für Privatpatienten soll den Standort ergänzen, darüber hinaus sind eine Reha-Einrichtung und ein Pflegehotel angedacht, was zu der idyllischen Lage im Wald passen würde. Mit einzelnen Ärzten und Betreibern wurde schon gesprochen, konkret ist allerdings noch nichts, solange das grünes Licht aus Stuttgart nicht gekommen ist. Der RKH-Sprecher Alexander Tsongas räumt ein, dass die Gespräche mit dem Land bereits längere Zeit andauern würden, insgesamt seien sie aber „auf einem guten Weg“.

Bessere Auslastung der Vaihinger Tagesklinik

Den Vorschlag des Landrates, das Marbacher Gelände auch für Erweiterungen zu nutzen, die in Ludwigsburg aus Platzgründen nicht mehr möglich sind, hänge damit aber nicht zusammen. Das seien eher mittelfristige Überlegungen. Welche Klinikteile tatsächlich ausgelagert werden könnte, sei daher auch nicht zu beantworten. Die weit fortgeschrittenen Pläne zur Erweiterung der psychiatrischen Abteilung in Ludwigsburg seien ebenfalls nicht betroffen: die würde wie geplant kommen. So soll die geschlossene Abteilung im Erdgeschoss erweitert werden, der Gebäudetrakt an der Rosenstraße dafür um ein zusätzliches Stockwerk ausgebaut werden.

Gute Nachrichten gibt es derweil aus Vaihingen: „Wir haben zum ersten Mal ein positives Ergebnis“ erklärt der Landrat – nachdem zuletzt tiefrote Zahlen geschrieben wurden. Vor allem die höhere Auslastung der geriatrischen Tagesklinik mit zwölf Betten, die Anfang 2016 ihren Betrieb aufgenommen hat, sorgt für mehr Einnahmen. Das Modellprojekt wurde jüngst um ein Jahr bis Ende 2018 verlängert. Zudem sind inzwischen fast alle Räume des einstigen Krankenhauses vermietet, zum Beispiel an ein Simulationszentrum, dass die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim (KLB) eingerichtet haben. Klar ist für den Landrat, dass die Schließung des Kreiskrankenhauses richtig gewesen ist. Haas: „Solche kleinen Häuser können nicht mehr die Apparatemedizin bieten, die notwendig ist.“