Die sechs Gemeinden des Verwaltungsverbandes Raum Bad Boll haben das Thema Nachhaltigkeit auf die Tagesordnung gesetzt. Aus einer Fülle von möglichen Maßnahmen wurde eine Handvoll ausgewählt – fürs erste.

Bad Boll - Eine Fülle von Ideen hat der sogenannte Nachhaltigkeitsbeirat (N-Beirat) in den vergangenen Monaten zusammen mit interessierten Bürgern erarbeitet. Sie finden sich in einem knapp 65-seitigen N-Plan wieder. Ein Papiertiger soll dieses Skript nach dem Willen der sechs Gemeinden des Verwaltungsverbandes Raum Bad Boll aber nicht bleiben: Zunächst werden fünf Maßnahmen auf den Weg gebracht – schöne Projekte, wie Jörg Hiller vom Büro für nachhaltige Kommunikation „Idee-n“ findet, der das Projekt begleitet. 30 000 Euro macht der Verwaltungsverband in diesem Jahr dafür locker. Oberste Priorität hat das Thema Bauen. Mit Flächen wollen die Gemeinden künftig sparsamer umgehen.

 

Startschuss für Projekte in diesem Monat

Doch von Anfang an. Vor etwas mehr als einem Jahr haben sich die sechs Gemeinden Bad Boll, Aichelberg, Dürnau, Gammelshausen, Hattenhofen und Zell zu einer Nachhaltigkeitsregion zusammengeschlossen, der zweiten im Land. Es gab eine Bürgerbefragung, ein Nachhaltigkeitsbeirat gründete sich, der sich aus jeweils zwei Bürgern und den Bürgermeistern der sechs Verbandsgemeinden sowie dem Geschäftsführer des Verwaltungsverbandes, Michael Deiß, zusammensetzt. In fünf Arbeitsgruppen entwickelt das Gremium eine Fülle von Ideen, die bei einem Bürgerworkshop der Öffentlichkeit präsentiert wurden. In einem erweiterten Beirat werden schließlich Nägel mit Köpfen gemacht. Eine Prioritätenliste wird erstellt. Die Verbandsversammlung segnet den N-Plan ab. In diesem Monat nun soll der Startschuss für die Umsetzung der ersten Maßnahmen fallen.

Hiller ist voll des Lobs für die N-Beiräte, die sich verschiedenen Themen gewidmet haben. Sie hätten unglaublich viel Zeit investiert und seien sehr in die Tiefe gegangen. Besonders komplex sei das Thema Flächenverbrauch, das auf der Prioritätsliste ganz oben stehe. Da die Ausweisung von Bauland Sache der Gemeinden sei, habe diese Arbeitsgruppe einen Kriterienkatalog entwickelt, der den Kommunen als Entscheidungshilfe dienen solle. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Die entsprechende Gruppe wolle mit Gartenbauvereinen, Gartenbesitzern und Schulen ins Gespräch kommen, um für naturnahe Gärten zu werben, in denen Insekten und andere Tiere Unterschlupf finden können. Darüber hinaus soll es eine N-Samen-Mischung geben mit Blumen und Gräsern, die für die Region rund um Bad Boll typisch sind.

Eine Radkarte für Alltagstouren

Spannend findet Hiller auch die Idee, eine Karte für alltägliche Touren auf dem Fahrrad zu erstellen und mehr Leute dazu zu bringen, ihr Auto öfter stehen zu lassen. „Die Arbeitsgruppe hat festgestellt, dass die Hälfte der Pendler Strecken zurücklegt, die gut mit dem Fahrrad bewältigt werden könnten.“ Zu klären sei vor allem die Frage, wieso viele trotzdem das Auto bevorzugten. Den sozialen Aspekt rückt das vierte Projekt in den Blick. So soll die Nachbarschaft durch „sharing economy“ gestärkt werden, durch das gegenseitige Ausleihen von Gebrauchsgegenständen wie Gartengeräten oder Werkzeugen. Schließlich müsse nicht jeder, der einmal eine Bohrmaschine brauche, eine besitzen, sagt Hiller. Ein Aufkleber an den Briefkästen soll darauf hinweisen, wer was anzubieten habe. Ergänzt werden diese Projekte durch einen sogenannten Endcheck. Mit einer Liste soll jedes Vorhaben in den Gemeinden daraufhin überprüft werden, ob es mit den Kriterien der Nachhaltigkeit vereinbar ist und ob es eventuell Zielkonflikte gibt. Die übrigen Ideen aus dem N-Plan sollen nicht in der Schublade verschwinden, versichert Hiller. Er ist sicher, dass das Projekt weitergeht, schließlich sei der Prozess mit großem Schwung in Gang gekommen.