Karlsruhe ist im Vergleich mit den anderen Großstädten in Deutschland eher jung. In diesem Jahr feiert die Stadt ihr 300 jähriges Bestehen. Das soll im Sommer mit einem großen Festival begangen werden.

Karlsruhe - Gemessen an den rund 2000 Jahre alten Siedlungen wie Köln oder Aachen ist Karlsruhe derzeit wahrscheinlich gerade mal in der Pubertät angekommen. Unter Deutschlands 26 Großstädten mit mehr als 250 000 Einwohnern ist die ehemalige badische Landeshauptstadt zudem mit Abstand die Jüngste. Im Juni feiert Karlsruhe 300. Geburtstag und gönnt sich eine 15-wöchige Sommersause. Kritik gibt es derweil an einem im Bau befindlichen Holzpavillon im Schlossgarten.

 

Karlsruhe war einst am Reißbrett entstanden. Das verhieß „Aufbruchstimmung“, die auch 300 Jahre nach der Grundsteinlegung für den Schlossbau im Juni 1715 anzuhalten scheint. Der Markgraf von Baden – 1806 wurde Baden Großherzogtum – hatte mit einem Privilegienbrief „alle Bürger Europas“ in die neue, fächerförmig erbaute Stadt eingeladen. Er lockte mit Steuernachlässen, mit gleichen Rechten für alle Religionen und begründete damit Badens liberalen Ruf. Gleichwohl war der Markgraf ein absolutistischer Herrscher.

Heute werden längst andere Ziele verfolgt: Seit Jahren gibt es Rankings für die älteste Informatik-Fakultät an der 1825 gegründeten ersten Technischen Hochschule in Deutschland, die bis heute Karlsruhes Ruf als Stadt der Innovationen bekräftigte. Das zieht Menschen aus aller Welt hierher. Vom Ruch der „Beamtenstadt“, der Karlsruhe einst anhaftete, ist heute nur noch wenig zu spüren. Derzeit befindet sich die Stadt mit dem Bau des neuen Stadtbahntunnels im größten städtebaulichen Umbruch seit Jahrzehnten. Gefeiert wird inmitten von Baustellen.

Herzstück des Festivalsommers

Das scheint jedoch kaum jemanden zu stören. Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) will darin gar „ein für Karlsruhe typisches Charakteristikum“ erkennen. „Ich lade Sie alle ein, gemeinsam unsere Stadt neu zu denken“, hatte er den Bürgern in seiner Weihnachtsbotschaft verkündet. In der Grundhaltung von „Neugier, Engagement und Lust aufs Mitgestalten“ lebe der Geist weiter, der diese Stadtgesellschaft seit nunmehr 300 Jahren auszeichne, hieß es. Karlsruhe sei schon immer eine Stadt gewesen „die sich neuen Menschen mit neuen Ideen geöffnet“ habe.

Ende März wurde Richtfest gefeiert für den futuristisch anmutenden hölzernen Pavillon im Schlossgarten, in dem von Juni an 15 Wochen lang Veranstaltungen stattfinden sollen. Er gilt das „das Herzstück“ des Festivalsommers. Mit dem Bau wird die „Aufbruchstimmung“ vielleicht am ehesten greifbar. Doch nicht jedem gefällt der 16 Meter in die Höhe ragende Bau, mit den 164 aneinandergereihten massiven Fichtenbalken, die einen großen Dachstuhl tragen könnten. Erst recht nicht, was den Preis angeht: 1,2 Millionen Euro kostet das transparente Holzkonstrukt.

Bleibende Erinnerungen

Der Standort im Schlossgarten ist bewusst gewählt, denn der Rand des Hardtwaldes gilt als Kern der neu erbauten Stadt. Der Pavillon soll dabei einen Kontrapunkt setzen zum benachbarten Schloss. Das tut er ohne Zweifel. Er sei „architektonisches Symbol für die Weltoffenheit und Liberalität von Karlsruhe“, hieß es im März. Auf 450 Quadratmeter Grundfläche und 1000 Quadratmetern am Vorplatz sollen täglich von 7 bis 24 Uhr Vorführungen, Diskussionen, Ausstellungen und Mitmachaktionen stattfinden – mit Platz für 600 Gäste. 400 Programmpunkte soll es hier zwischen Juni und September geben. Auch die Theaterensembles der Stadt erhalten eine Bühne. Aus den 234 Kubikmetern Brettschichtholz, die wieder abgetragen werden, sollen später „bleibende Erinnerungen für die Bürgerinnen und Bürger von Karlsruhe“ entstehen, sagt Martin Wacker, der Projektgeschäftsführer des Stadtgeburtstags. Das Stadtjubiläum ist vor allem als Fest von und für die Bürger gedacht. Bei den Aktionen im Pavillon sollen auch die mehr als 20 Stadtteile vertreten sein. Eröffnung soll zwischen 17. und 20. Juni sein. Am 20. Juni soll zudem eine 90-minütige Show die Zuschauer mit Feuerwerks- und Lichteffekten, Dance-Acts, Akrobatik und der Schlossfassade als Leinwand in den Bann ziehen. 15 Millionen Euro, davon 11 Millionen aus kommunalen Mitteln, soll das Spektakel insgesamt kosten.