Niemand konnte beunruhigende Parolen so kehlig bellen wie er – nun ist Keith Flint von The Prodigy, eine Ausnahmeerscheinung im Popzirkus, ist im Alter von 49 Jahren gestorben

Stuttgart - Die weit aufgerissenen Augen tiefschwarz umrandet, die Kopfmitte rasiert und das Haar an den Schädelseiten zu Teufelshörnchen aufgestellt: So betrat der Sänger, Rapper und Performer Keith Flint 1996 die Weltbühne als einer der Frontmänner der englischen Rave-Punk-Truppe The Prodigy. „I’m a firestarter, twisted firestarter“ („Ich bin ein Brandstifter, perverser Brandstifter“), bellte er sprechsingend und trug dazu ein Oberteil, das Sterne und Streifen der US-Flagge zierten. „Der Song spiegelt Keiths Persönlichkeit“, schreibt der Prodigy-Mastermind Liam Howlett auf der Website songmeanings.com – der im Songtext enthaltene Begriff „mind detonator“ beschreibe „Keith wirklich gut“.

 

Eine Kunstfigur wie aus einem Albtraum hatte Flint sich erschaffen, einen schaurigen Clown, den Prototyp eines Bürgerschrecks, dem man nicht alleine im Dunkeln begegnen wollte. Wuchtig, mit weit geöffnetem Mund presste er beunruhigende Parolen direkt aus der Kehle mit unverkennbar britischem Unterton. Dazu lächelte er maliziös und sorgte für den größtmöglichen Kontrast, indem er leichtfüßig und geschmeidig durch den Raum tänzelte, als wäre er gerade angetrunken genug, um hemmungslos Unheil anzurichten. „Come play my game!“ forderte er in dem Song „Breathe“ seinen Widerpart Maxim heraus, einen nicht minder begabten Geisterbahnperformer.

Am Montag nun wurde Keith Flint, ein passionierter Motorradfahrer mit eigenem Rennstall, in seiner Wohnung in Essex tot aufgefunden. Er wurde 49 Jahre alt. Die Polizei teilte mit, sie stufe Flints Tod als „unverdächtig“ ein. Howlett erklärte, es handle sich um Suizid. Mit Keith Flint verliert der an exaltierten Performern nicht arme Popzirkus eine Ausnahmeerscheinung.