„Levels“, „Wake me up“ und „Hey Brother“: mit Hits wie diesen wird Avicii in Erinnerung bleiben. Der schwedische DJ wurde nur 28 Jahre alt.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart/Maskat - Rastlosigkeit gehört quasi zur Berufsbeschreibung eines DJs, der, zumal wenn er zur Weltspitze zählt, Nacht für Nacht heute hier und morgen dort rund um den Globus hinter seiner Kanzel steht und aus einem Koffer Schallplatten auflegt. Tagsüber lebt er aus einem zweiten Koffer in Hotelzimmern, wenn er nicht gerade zum nächsten Club jettet. In seiner Tragik fast schon folgerichtig ist also, dass der gebürtige Stockholmer Tim Bergling, der seinen Künstlernamen Avicii aus dem Sanskrit abgeleitet hat und mit englischsprachigen Hits globale Erfolge feierte, nun am Freitag in einem Hotelzimmer in Maskat, der Hauptstadt des Oman, starb.

 

Viel zu jung, mit nur 28 Jahren, ist der schwedische Musiker und Produzent gestorben; auch das wäre leider nur allzu typisch für die in jeder Hinsicht schnellebige Branche, in der er tätig war. Über die Todesursache gab es aber auch am Sonntag keine näheren Erkenntnisse. Seine Familie bat darum, die Privatsphäre zu respektieren. Und die Polizei in dem arabischen Staat gab nach der Obduktion lediglich bekannt, dass er nicht durch Fremdeinwirkung starb. Fest steht nur, dass Avicii in den vergangenen Jahren massive Gesundheitsprobleme hatte, unter einer schwerwiegenden Entzündung der Bauchspeicheldrüse litt und ihm die Gallenblase entfernt werden mussten. Im Oman hielt er sich offenbar auf, um Ferien zu machen. Ihm und seinen Freunden hat es dort so gut gefallen, dass er den Aufenthalt noch kurz vor seinem Tod um acht Tage verlängerte.

Rückzug vor zwei Jahren

Als Künstler hatte er sich aus der Öffentlichkeit überraschend bereits vor fast zwei Jahren zurückgezogen. Im August 2016 stand er zum letzten Mal auf der Bühne, auf Ibiza, dem Mekka für Freunde der Urlaubs- Clubkultur. Auch das wäre in der Retrospektive höchst passend. Seinen Ruf verdankt Avicii jedoch nicht nur – wie viele andere renommierte DJs – seinem handwerklichen Können, dem Standing innerhalb der relativ geschlossenen Danceclub-Community und einigen Tracks, die sich dort besonderer Beliebtheit erfreuen. International bekannt wurde Avicii auch in der breiten Öffentlichkeit, weil er drei veritable Hits vorlegte, die Tag für Tag ständig weltweit in den Radios gespielt worden und werden: zunächst vor sieben Jahren „Levels“, bald darauf dann die beiden Kracher „Wake me up“ und „Hey Brother“.

Ein Kosmopolit und ein Hitlieferant war Tim Bergling also, überdies genoss Avicii auch als Produzent einen vorzüglichen Ruf. Für Superstars wie Coldplay, Santana, Wyclef Jean, Robbie Williams oder Madonna arbeitete er, Remixe und Neukompositionen spielte er zuhauf ein. Bereits als 19-Jähriger unterzeichnete er seinen ersten Vertrag, seine beiden Alben stürmten ebenso die Charts wie die unzähligen Singles, für die er verantwortlich zeichnete.

Weltweite Trauer

Nicht nur prominente Kollegen wie der deutsche DJ Felix Jaehn oder der Franzose David Guetta zeigten sich fassungslos über den Tod, auch das schwedische Prinzenpaar Carl Philip und Sofia, auf deren Hochzeitsparty Avicii 2015 die Musik machte, äußerten ihre Betroffenheit. „Er war einer von Schwedens größten Musikern der heutigen Zeit“, schrieb Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven bei Instagram – und auch wenn es viele Menschen gibt, die DJs und Produzenten gar nicht als „richtige“ Musiker bezeichnen: in der Sache liegt er da bestimmt richtig.

Gänzlich zurückgezogen hatte sich Avicii schließlich auch nach seinem Abschied von den Bühnen nicht. Vor kurzem wurde er für die diesjährigen Billboard Awards nominiert, erst vor wenigen Tagen schrieb er bei Facebook, dass er sich darüber sehr freue und man die Show im Mai auf keinen Fall verpassen möge.

Auch diese Hitparty wird steigen, nun leider ohne den rastlosen Musiker Avicii, denn: „The Show must go on“ heißt noch so eines der Gesetze dieser Branche.