Larry Hagman ist mit der Rolle des schillernden Schurken J.R. in der Serie „Dallas“ zum Star geworden. Am Freitag ist er im Alter von 81 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Rupert Koppold.

Dallas - Wo ist sein fieses Grinsen geblieben? Wo der triumphierende Blick, den er immer aufsetzt, wenn er wieder mal ein Machtspiel gewonnen hat? In der Neuauflage von „Dallas“, die im Juni über die Bildschirme flimmerte, sitzt der alt gewordene J.R. Ewing müde und wie abwesend herum, seine Zeit als intriganter Öl-Tycoon scheint vorbei. Schnitt.

 

Plötzlich flackert sein Blick auf, glitzern seine blauen Augen wieder wach und, spinnt J.R. neue Intrigen. Larry Hagman war wieder da, und zwar in seiner Lieblingsrolle! „So lange J.R. noch J.R. ist“, schrieb die New York Times, so lange sei „Dallas“ noch „Dallas“. Und doch war dieses Comeback auch ein Spiel mit der Krankheit des Darstellers, die Ärzte hatten bei Hagman Rachenkrebs entdeckt. Nun müssen die Dreharbeiten zur zweiten Staffel ohne Hagman weitergehen. Er ist am Freitag im Alter von 81 Jahren gestorben.

Ein schillernder Schurke

Larry Hagman war der einzige Schauspieler, der von 1978 bis 1991 in allen 357 „Dallas“-Folgen mitwirkte. Lange war der 1,85 Meter große Kerl mit dem Stetson-Hut der einzige echte Texaner im Ensemble. Aber es war nicht nur die Dauerpräsenz, die ihn zum größten Star der Serie und vielleicht zum größten Serienstar überhaupt machte. Larry Hagman spielte J.R. als schillernden Schurken, über den sich die Zuschauer zwar empörten, mit dem sie sich aber auch klammheimlich identifizieren konnten: Böse zu sein macht attraktiv!

Als dem Herrscher über die Southfork Ranch mal das Ende drohte, bangte die damals schon globale TV-Gemeinde um ihn. Die Folge „Wer schoss auf J.R“? erzielte eine der höchsten Einschaltquoten der Fernsehgeschichte.

Von „Bezaubernde Jeannie“ zu „Dallas“

In der TV-Serie „Bezaubernde Jeannie“ lässt sich der junge Larry Hagman noch als naiver Offizier von einem weiblichen Flaschengeist herumkommandieren. In „Dallas“ ist er der Boss. So ganz entkommt er der Frau und dem Flaschengeist freilich nicht, seine Gattin Sue Ellen ist Alkoholikerin. Dabei war eigentlich Hagman der Trinker: Vier Flaschen Champagner mussten es täglich sein, so ging damals ein Gerücht. 1995 bekam der Schauspieler, der seit 1954 mit der Schwedin Maj Axelsson verheiratet war und zwei Kinder hat, eine neue Leber.

Privat gehörte Hagman zu den Liberalen, deshalb konnte er seinen Landsmann George W. Bush nicht ausstehen. Nach der Leber-Operation wurde er gesundheitsbewusst, gar zu einem Grünen – und das öffentlich. Jawohl, der Darsteller des Ölbohrers J.R. hat sich von der schwarzen Brühe verabschiedet und – „Shine, Baby, Shine!“ – für die Solarenergie geworben! Natürlich mit Hut, natürlich mit diesem Grinsen, das nun wie ein ironischer Kommentar auf die alten „Southfork“-Zeiten wirkte.

Zuletzt ist er für neue „Dallas“-Folgen doch noch einmal in die Rolle des J.R. geschlüpft, des Bösewichts mit dem riesigen Feindeskreis. Der Schauspieler Hagman dagegen hatte viele Freunde, darunter seinen „Dallas“-Bruder Bobby alias Patrick Duffy und Sue Ellen alias Linda Gray. Larry Hagman sei, so ließ nun die Familie verlauten, im Kreise seiner Lieben gestorben.