Nach der vierten Chemotherapie war er guter Dinge, dass es aufwärts geht. Vor wenigen Tagen besuchte Dieter Bürk alias Coco d’Or mehrere Bars der Gay-Szene, um sich zurückzumelden. Am Freitag ist der Travestie-Star im Alter von 75 Jahren gestorben.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Bei den Johannitern hat er als Rettungssanitäter gearbeitet und nachts im Fummel in Bars wie dem Café Weiß oder dem Finkennest gesungen. 2007 war er obendrein Faschingsprinz der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen. Stuttgart hat erneut ein Stadtoriginal verloren, ein Paradiesvogel, der sich gut gelaunt und voller Lebensfreude seit Jahren für Toleranz und Vielfalt eingesetzt hat. Am Freitag ist Dieter Bürk alias Coco d’Or im Alter von 75 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Er hinterlässt einen Ehemann.

 

„Er war ein vorbildlicher Kämpfer für Akzeptanz“

„Coco ist glücklich gestorben“, sagt die Wirtin Laura Halding-Hoppenheit, eine Weggefährtin seit 40 Jahren. Erst vor wenigen Tagen war Bürk Gast bei ihr in Toms Bar im Bohnenviertel. „Er war gut drauf“, berichtet sie, „und hat es sehr genossen, dass er nach seiner Erkrankung so viel Zuspruch aus der Szene erhalten hat.“ Man habe wieder einmal spüren können, wie Stuttgarts Rainbow-Community eine „große Familie“ sei und wie stark sie zusammenhalte. „Sein Platz wird immer voller Liebe freibleiben“, sagt sie, „wir werden diesen herzlichen, stets hilfsbereiten und liebenswerten Menschen niemals vergessen.“

Bei seinem letzten Besuch in Toms Bar war Cocos Kollegin Frl. Wommy Wonder alias Michael Panzer dabei. „Dieter war ein vorbildlicher Kämpfer und ein Fürsprecher für Akzeptanz“, sagt Panzer, der geschockt ist von der Todesnachricht: „Wir dachten alle, er hat seinen Knochenkrebs nach den Qualen der Chemotherapie endlich überstanden.“

„Du weißt, ich liebe das Leben“

Stuttgarts große Regenbogen-Familie trägt Trauer. „Wir werden deine freundliche Art vermissen“, ist in den sozialen Medien zu lesen. „Du weißt, ich liebe das Leben“, war eines der Lieder, die Coco gern gesungen hat. Er liebte das Leben und gab diese Lebensfreude an viele weiter, denen es nicht so gut ging. Als Bürk nach langem Krankenhausaufenthalt zu einer Kneipentour in Stuttgart aufbrach, war er wieder im Glück. Anfang September bedankte er sich via Facebook für „so viel Zuspruch und Anerkennung“. Besonders freute er sich über die „vielen Jungen“, die ihm große Zuneigung entgegenbrachten. Dieter Bürk gehörte zu einer Generation, die für die Rechte von Schwulen kämpfen mussten, wovon junge Menschen heute profitieren.