Mit dem Pianisten und Sänger Donald Fagen bildete der Bassist und Gitarrist Walter Becker ein kongeniales Songwriter-Duo, dessen Bandprojekt Steely Dan den Jazz clever in griffigen Arrangements versteckt hat. Nun ist Becker im Alter von 67 Jahren gestorben.

Stuttgart - Die Popmusik hat bemerkenswerte Songwriter-Duos hervorgebracht seit John Lennon und Paul McCartney, etwas aber stach stets heraus: Die Stücke, die der Bassist und Gitarrist Walter Becker mit dem Pianisten und Sänger Donald Fagen verfasst hat, strotzen nur so vor atemberaubend musikalischen Wendungen, vor verrätselten Anspielungen und metaphorischem Sarkasmus. Steely Dan tauften sie ihr Bandprojekt, nach einem Vibrator in William Burroughs’ Roman „Naked Lunch“, und sie siedelten 1971 von New York City in die Fusion-Szene Kaliforniens um, was sich in ihrer Musik spiegelt: Sie nutzten jede Reibungsfläche, die sich ergab zwischen dem angespannten Intellektualismus des Big Apple und der sonnigen, oft trügerischen Sorglosigkeit der Westcoast. „Do It Again“ (1972) handelt von der unverbesserlichen Menschheit, „Pretzel Logic“ (1974) erzählt von der vergeblichen Jagd nach Ruhm.

 

Jeder Steely-Dan-Song hat die Anmutung eines Hits, und manche wurden sogar welche, obwohl Jazz-Harmonien die komplexen Kompositionen durchziehen – weil sie so clever arrangiert sind, dass sie viel griffiger erscheinen, als sie sind. Walter Becker, der nun im Alter von 67 Jahren gestorben ist, war ein virtuoser Instrumentalist und einer der wenigen Gitarristen, die live wie Carlos Santana die musikalische Gesamterzählung mit einem ununterbrochenen Solofluss beflügeln können, ohne an Spannung zu verlieren oder aufdringlich zu werden. 2007 hat er das gezeigt beim denkwürdigen Steely-Dan-Konzert in Stuttgart auf dem Pariser Platz. Es war eines jener Musikerlebnisse, die man ein Leben lang nicht vergisst.