Wie viele andere deutsche Entertainer hatte Werner Böhm das Schlagerfach nicht studiert. Er war eigentlich ein hoch kompetenter Jazzer, Pianist und Produzent. Andererseits hat ihn die „Polonäse Blankenese“ erst reich und dann arm gemacht. Ein Nachruf.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Werner Böhm war ein Kriegskind, wie so viele Entertainer seiner Generation. Ähnlich wie Roy Black, der Gerhard Höllerich hieß und ursprünglich Rock ’n’ Roll machen wollte, oder Ludwig Franz Hirtreiter, der sich Rex Gildo nannte, aber lieber in „My Fair Lady“ mitgespielt hätte, hatte Böhm, der sich später Gottlieb Wendehals taufte, musikalisch Ernsthaftes im Sinn. Schon Anfang der Sechziger spielte der in der Nähe von Danzig geborene Böhm Klavier bei den Cabinet Jazzmen, die vorzugsweise in Norddeutschland tourten – und wenig später war er bereits ein gefragter Sideman im Onkel Pö, dem ersten Haus der Hamburger Jazzszene, am Mittelweg in Pöseldorf.