Dass die VfB-Clubbosse mit dem Trainer Markus Weinzierl weitermachen, gleicht einem Spiel auf Zeit. Doch 13 Spieltage vor Schluss ist dies ein ganz gefährliches Manöver, findet Sportredakteur Heiko Hinrichsen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Eigentlich sollte jede Clubführung im hektischen Bundesliga-Geschäft auf Sympathiepunkte hoffen dürfen, die in sportlich ganz prekärer Lage entgegen den Reflexen der Branche an ihrem Cheftrainer festhält. Besonders sollte dies für einen Verein mit der Vita des VfB Stuttgart gelten. Schließlich begleitete die Strategen vom Wasen in der jüngeren Vergangenheit ja häufig der Vorwurf, sie würden ihre Trainer wechseln wie die Unterhosen.

 

Applaus dürfen der Präsident Wolfgang Dietrich und sein Sportchef Michael Reschke für ihr aktuelles Votum pro Markus Weinzierl aber trotzdem nicht erwarten. Und dies nicht nur, weil ihr Treuebekenntnis äußerst halbherzig ausfiel.

Weinzierls erschütternde Zwischenbilanz

Schließlich ist dieses Weiter mit Weinzierl nicht mehr als ein ohne jegliches Argument für die Qualitäten des Trainers unterlegtes Spiel auf Zeit. Also darf der Trainer trotz seiner erschütternden Bilanz von 0,7 Punkten pro Spiel vorerst bis zum Heimspiel gegen RB Leipzig am Samstag weitermachen. 13 Spieltage vor Saisonschluss ist dies ein ganz gefährliches Manöver. Denn Zeit hat der VfB eigentlich keine mehr. Gleicht er doch längst einem Traditionstanker in Seenot, der schnurstraks auf die zweite Liga zusteuert.

Doch die dringend notwendige Kurskorrektur von der Kommandobrücke lässt nun weiter auf sich warten. Das ist bitter, denn wer nach dem 0:3 von Düsseldorf in den Katakomben der Arena in die Gesichter der Protagonisten blickte, dem fehlt der Glaube, dass die Kombination Team/Trainer aus eigener Kraft die Kehrtwende schafft.

Präsident Dietrich hält Manager Reschke im Amt

Daher gleicht das leidenschaftlose Bekenntnis zum eigenen Cheftrainer vom Montagvormittag eher einem Akt der Verzweiflung, der immerhin offenlegt, wie stark die Schicksale der Führungsfiguren beim VfB inzwischen miteinander verwoben sind. So ist das Votum für Weinzierl in erster Linie dem Entschluss des Präsidenten Dietrich geschuldet, an seinem Manager Reschke festzuhalten. Schließlich wäre es kaum vermittelbar gewesen, Weinzierl vor die Tür zu setzen – und gleichzeitig Reschke im Amt zu belassen, um ihn mit der Akquise des dann vierten VfB-Trainers binnen 13 Monaten zu beauftragen.

Um das wackelige Führungskonstrukt aber künftig auf den Beinen zu halten, muss nun Reschke auf schnelle Siege Weinzierls hoffen, während Dietrich mehr denn je vom Erfolg seiner Allianz mit dem Manager abhängig ist. Scheitert diese, ist beim VfB Tabula rasa angesagt. Denn ohne die Expertise Reschkes müssen neue starke Leute an Bord. Jürgen Klinsmann hat sich bereits angeboten. Fragt sich nur, wie Dietrich dieses Szenario schmeckt.