In der Fußball-Bundesliga ist eine Teilzulassung von Zuschauern bundesweit möglich. Der Saisonstart des VfB Stuttgart wird aber wohl dennoch ohne Fans stattfinden.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Im Grunde war schon am Mittag die Richtung klar – als Winfried Kretschmann nicht mehr darüber sprach, ob schon in Kürze bundesweit mehr Zuschauer in den Sportarenen zugelassen sein würden. Sondern als der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, wo bislang eine Höchstgrenze von 500 Besuchern galt, schon über mögliche Folgen debattierte.

 

„Es muss allen klar sein“, warnte der Grünen-Politiker, „wenn die Vereine nachher nicht in der Lage sind, das auch einzuhalten, dann wird das sofort wieder zurückgenommen.“ Was genau zurückgenommen werden könnte, wurde dann am Abend publik. Die Chefs der Staatskanzleien hatten über das Thema beraten, am Ende einigten sich die Bundesländer auf einheitliche Regeln – rechtzeitig vor dem Start der Fußball-Bundesliga am kommenden Wochenende.

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Demnach soll es einen sechswöchigen Testbetrieb geben. Für alle Arenen mit Platz für mehr als 1000 Zuschauer gilt eine Obergrenze von 20 Prozent der jeweiligen Kapazität. Bedeutet für die Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena, die bei Bundesligaspielen normalerweise 60 449 Zuschauern Platz bietet: Am Samstag (15.30 Uhr), wenn der SC Freiburg zu Gast ist, können 12 090 Fans das Bundesligacomeback des VfB Stuttgart live erleben. In der Theorie zumindest.

Vorlaufzeit extrem kurz

Praktisch wird es wohl unmöglich sein, dass schon das erste Heimspiel der Weiß-Roten vor Zuschauern stattfindet – obwohl der Club stets betont hat, auf alle Szenarien vorbereitet zu sein, ist der Vorlauf für Aufbau, Organisation und Kartenverkauf extrem kurz. Ohnehin ist selbst die nun beschlossene Option für den Verein wirtschaftlich kein lohnendes Geschäft. Rentabel ist ein Heimspieltag erst ab etwa 15 000 Zuschauern. Die nächste Möglichkeit, vor Fans zu spielen, bietet sich am 3. Oktober gegen Bayer Leverkusen (bisherige Dauerkartenkäufer hätten dann ein Vorkaufsrecht). Bisher musste der Club davon ausgehen, dass nicht vor November mit mehr als 500 Zuschauern gespielt werden kann. Nun ging alles viel schneller.

Wohl auch deshalb, weil das vergangene Wochenende gezeigt hat, wie unterschiedlich die Voraussetzungen derzeit sind. Während in der ersten Runde des DFB-Pokals einige Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, waren in anderen Stadien mehrere tausend Fans anwesend. So etwa bei der Partie des VfB in Rostock (7500) – die aber auch Probleme offenbarte.

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Zwar schwärmte ganz Fußball-Deutschland von der ersehnten Stimmung in den Arenen, in Rostock jedoch wurden die geltenden Regeln teils auch klar missachtet – was nun Konsequenzen hat: weniger Zuschauer im entsprechenden Bereich und dort eine Maskenpflicht. Derartige Anpassungen sind künftig Teil des Testbetriebs. „Die Ansage muss jeder gehört haben“, sagte daher Winfried Kretschmann, der auch auf die Bedeutung einer geregelten An- und Abreise hinwies.

Weiterhin zahlreiche Auflagen

„Hygienekonzepte, Schutzmaßnahmen und ein umsichtiges Vorgehen haben Priorität“, ergänzte Armin Laschet, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, der betonte: „Sportveranstaltungen leben von der Unterstützung der Fans, von der Atmosphäre mit Publikum - das gilt sowohl für Bundesligaspiele, als auch für den Amateur- und Breitensport.“ Während der Beschluss für die Fußball-Profiligen ein erster Schritt mit atmosphärischer Wirkung ist, hat er für kleinere Clubs und Vereine aus anderen Sportarten eine erhebliche finanzielle Bedeutung. Doch gerade die Hallen-Sportarten wie Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey hatten sich zuletzt – teils gemeinsam – um Lösungen und Hygienekonzepte bemüht. Nun wird der Fleiß belohnt – unter Auflagen.

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So werden keine Zuschauer zugelassen, wenn die 7-Tages-Inzidenz pro 100 000 Einwohner am Austragungsort größer oder gleich 35 und das Infektionsgeschehen nicht klar eingrenzbar ist. Das Abstandsgebot von 1,5 Metern muss eingehalten werden, es herrscht Alkoholverbot. Zudem ist das Tragen einer Maske bis zum Einnehmen des Platzes Pflicht. Gästefans sind nicht zugelassen, die Tickets personalisiert.

Ob aus der Testphase, die in den jeweiligen Corona-Verordnungen verankert werden muss, ein Dauerbetrieb wird oder die Grenze gar nach oben korrigiert wird, entscheidet sich bei weiteren Beratungen gegen Ende Oktober.