Menschenrechtler liefen Sturm gegen die Praxis des US-Militärs, Guantánamo-Insassen gegen ihren Willen zu ernähren. Was in dem Lager dabei hinter verschlossenen Türen geschah, soll nun ans Licht kommen.

Menschenrechtler liefen Sturm gegen die Praxis des US-Militärs, Guantánamo-Insassen gegen ihren Willen zu ernähren. Was in dem Lager dabei hinter verschlossenen Türen geschah, soll nun ans Licht kommen.

 

Washington - Trotz Widerstands der Regierung müssen die USA Videoaufnahmen der umstrittenen Zwangsernährungs-Praxis im Gefangenenlager Guantánamo veröffentlichen. Ein Bundesgericht in Washington ordnete am Freitag die Veröffentlichung von 28 Videos an, auf denen zu sehen ist, wie der syrische Häftling Abu Wael Dhiab mit einem Schlauch durch Nase und Speiseröhre zwangsernährt wird.

Der Syrer ist seit 2002 in Guantánamo inhaftiert, obwohl er 2009 für den Gefangenentransfer freigegeben wurde. Aus Protest gegen seine anhaltende Haft nahm er an dem im März 2013 begonnenen Hungerstreik in dem US-Lager auf Kuba teil. Zeitweise beteiligten sich daran nach Zählungen des „Miami Herald“ mehr als 100 Insassen, fast 50 von ihnen wurden vorübergehend zwangsernährt.

Eine Schließung Guantánamos ist nicht absehbar

16 Medienorganisationen hatten vor Gericht dafür gekämpft, die Videos ans Licht zu bringen. Die US-Regierung hatte die Videos als „geheim“ klassifiziert, mit der Begründung, dass die nationale Sicherheit der USA bei deren Veröffentlichung „ernsthaft beschädigt“ werden könne.

„Die Geschichte lehrt uns, wie leicht das Gespenst einer Bedrohung der „nationalen Sicherheit“ verwendet werden kann, um eine breite Vielzahl repressiver Handlungen der Regierung zu rechtfertigen“, begründete Richterin Gladys Kessler ihr Urteil. Diese Begründung reiche nicht aus, um die Aufnahmen unter Verschluss zu halten.

Die Schließung des stark kritisierten Gefangenenlagers hatte sich US-Präsident Barack Obama bereits in seinem ersten Wahlkampf im Jahr 2008 auf die Fahnen geschrieben. Doch trotz des Transfers von mehreren Gefangenen in ihre Heimatländer sitzen einige Insassen weiterhin auf unbestimmte Zeit. Eine Schließung Guantánamos scheint nicht absehbar, derzeit sitzen dort noch rund 150 Menschen hinter Gittern.