In der zweiten Runde der Zwangsversteigerung von 77 Prozent des Böblinger Kauf-Centrums gab es nur ein Gebot: 5,95 Millionen Euro bezahlt die BBG für die Handels- und Gewerbeflächen. Die Mieter sind froh über den Deal, auch wenn das langfristige Ziel der Abbruch des Gebäudes ist.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Die Böblinger Baugesellschaft (BBG) hat am Freitag die Mehrheitsanteile am Böblinger Kauf-Centrum erworben. Genau 5,95 Millionen Euro gibt das städtische Tochterunternehmen für 776 von 1000 Anteilen an der Immobilie aus.

 

Es war der zweite Termin für die Zwangsversteigerung des Einkaufszentrums, beim ersten Termin waren nur 4,4 Millionen Euro geboten worden. Damals lehnten die Gläubiger das Angebot ab. BBG-Geschäftsführer Rainer Ganske hatte den Deal dieses Mal schon Wochen vorher vorbereitet: Mit den Gläubigern war eine notarielle Ausbietungsgarantie abgeschlossen und der Preis ausgehandelt worden. Am Stuttgarter Amtsgericht war aber auch kein weiteres Gebot für das Objekt mehr abgegeben worden.

Elf Eigentümer besitzen 24 Prozent der Immobilie

„Unser Ziel ist es, das Kauf-Centrum abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen“, erklärte Ganske nach der Versteigerung. Davon müssen noch die restlichen elf Eigentümer überzeugt werden, denen die verbliebenen 24 Prozent der Immobilie gehören.

Für die Mieter Max Nowak und Thorsten Bode war der Kauf durch die städtische Tochterfirma dennoch eine gute Nachricht: „Selbst wenn der Abriss geplant ist, erhalten wir einen weichen Übergang“, sagte der Betreiber eines Bio-Supermarktes. Er hofft, dass ihm und seinem Kollegen von der Tanzschule Bode Ausweichflächen, beispielsweise im bis dahin erstellten Neubau auf dem Grundstück des City-Centers gegenüber, angeboten werden.

Bei einer Zwangsversteigerung gibt es auch die Möglichkeit, dass die Mieter nach drei Monaten ausziehen müssen. Diese Option wird die BBG aber nicht umsetzen.

Kein Schnäppchen, aber ein realistischer Preis

Die Baugesellschaft sieht ihre Investition als hervorragende Ergänzung zum bereits erworbenen City-Center. Wie dort sollen auch auf der Fläche des Kauf-Centrums ein Mix aus Gewerbe und Wohnungen entstehen. „Der Preis ist ein Verhandlungsergebnis“, sagte Ganske über die 5,95 Millionen Euro, „er ist kein Schnäppchen, aber realistisch.“

Das Kauf-Centrum stand schon lange auf seiner Agenda. Neben der Schaffung von Wohnraum sei die zweite Aufgabe der BBG, eine städtebauliche Funktion zu übernehmen. Dass sie nun nur einen Teil des Eigentums besitzt, sei zwar schwierig, mache die Planungen aber nicht unmöglich. „Man braucht einen langen Atem“, sagte Rainer Ganske, „da hilft es, dass die Bausubstanz des Gebäudes gut ist.“

Drei Viertel des Einkaufszentrums standen seit neun Jahren unter Insolvenzverwaltung. Die Eigentümergemeinschaft hatte ihre Schulden nicht mehr bedient, die aktuellen Verkäufer hatten die Immobilie der Bank abgekauft.