Kein schönes Wochenende für Segelflieger und Hobby-Piloten: Am Freitag und Samstag kam es zu je einem tödlichen Absturz, eine Außenlandung endete zudem ungeplant.

Reichlich Sonne, blauer Himmel, Cumulus-Bewölkung – für Segelflieger und Hobby-Piloten hätte es zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald eigentlich ein traumhaftes Wochenende werden können. Doch zumindest an zwei Flugplätzen im Südwesten wurde der Flugbetrieb nach tödlichen Unfällen mehr oder weniger eingestellt, das berichtet der Schwarzwälder Bote.

 

Mit Segelflugzeug abgestürzt: 22-Jähriger sofort tot

Nachdem bereits am Freitagabend ein 22-jähriges Mitglied des Freiburger Breisgauvereins für Segelflug fast senkrecht in ein Waldstück bei in Schonach abstürzte und vor Ort verstarb, flog in Kirchzarten erstmal nichts mehr.

"Wir sind als Verein tief betroffen. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden des Piloten", erklärte der Vorstand auf der Vereinshomepage. Der 22-Jährige war mit einem vereinseigenen Segelflugzeug vom Typ DG 300 (Neuwert ca. 100.000 Euro) unterwegs. Ein Spaziergänger hatte das Wrack an einer Mountain-Bike-Strecke entdeckt.

Nach tödlichem Unfall: Sulzer Mitglied immer noch fassungslos

Auch die Flugsportgruppe Sulz trauert: Dort war am Samstag gegen 15 Uhr ein 56-Jähriger mit einem Motorsegler vom Flugplatz Sulz-Kastell gestartet –  aber nicht mehr zurückgekehrt. Zwei Kilometer vom Startplatz fanden Angehörige das Ultraleichtflugzeug nahe einer Burgruine. Für den Familienvater, ein langjähriges Vereinsmitglied und ein erfahrener Pilot, kam jede Hilfe zu spät.

Ein Mitglied der Flugsportgruppe Sulz war auch am Tag nach dem tragischen Unglück noch fassungslos: "Ich kann es immer noch nicht glauben. Der Verunglückte hatte mindestens 60 bis 70 Flugstunden pro Jahr absolviert." Unter Flugexperten wird derweil spekuliert, ob gesundheitliche Gründe ausschlaggebend für den Absturz sein könnten.

Außenlandung mit Segelflug: Vom Krankenhaus direkt wieder in die Luft

In Bad Liebenzell-Möttlingen wiederum endete ein Ausflug mit dem Segelflieger vom Typ Schrempp-Hirth Discus CS für einen 55-Jährigen im Krankenhaus. Er hatte am Samstag gegen 13.30 Uhr. keinen Aufwind mehr, musste eine durchaus nicht unübliche Außenlandung auf einem Feld durchführen, die aber misslang.

Das Segelflugzeug wurde beim Aufsetzen schwer beschädigt, der erfahrene Pilot verletzt. Lebensgefahr bestand nicht, er wurde am Sonntag bereits wieder mit kleineren Blessuren aus dem Krankenhaus entlassen – und flog heute schon wieder durch die Luft. Der 55-Jährige war auf dem Flugplatz in Renningen-Malmsheim gestartet. An seinem Segelflugzeug entstand ein Schaden in Höhe von etwa 50.000 Euro.

BFU ermittelt: Ursache für Abstürze völlig unklar

Bei den beiden tödlichen Unfällen haben Kriminalpolizei und die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) mit Sitz in Braunschweig die Ermittlungen aufgenommen. Denn die Ursache für die beiden Abstürze ist derzeit völlig unklar. Unstrittig ist, dass die Thermik in niedriger Höhe an allen Tagen  eher schwach gewesen ist, am späten Nachmittag dann insgesamt nachlassend. Mit BFU-Untersuchungsergebnissen ist erfahrungsgemäß erst nach mehreren Monaten zu rechnen.

Normalerweise gilt das Segelfliegen als eine "sichere Sache", weil viele äußere Einflüsse, die gewisse Tätigkeiten gefährlich machen, in der Luft nicht vorkommen. Die BFU führt seit Jahrzehnten genau Buch über die Unfälle.

Unfälle mit Segelflugzeug: Seit 2013 nur einmal mehr als zehn Tote pro Jahr

So ist die Zahl der Unfälle in den vergangenen 20 Jahren aufgrund der verbesserten Sicherheit von Flugzeug und Equipment von mehr als 120 pro Jahr deutlich auf mittlerweile ca. 70 zurückgegangen. Die Unglücke mit Todesfolge haben sich ebenfalls reduziert. Seit 2013 gab es in Deutschland nur einmal mehr als zehn Tote pro Jahr. Zwei waren es allein am vergangenen Wochenende im Südwesten. Ein schwarzes Wochenende für den Segelflug.