In Stuttgart-Sillenbuch hat ein Versicherungsbüro offensiv mit einer Absicherung gegen Impfschäden geworben. Diese Art des Marketings hat so manchen Bürger irritiert. Die Zentrale ist um Schadensbegrenzung bemüht und entschuldigt sich.

Sillenbuch - „Jetzt Impfschäden absichern“, steht in weißen Großbuchstaben auf blauem Grund, daneben ist eine stilisierte Spritze abgebildet. „Keine Wartezeiten, keine Gesundheitsprüfung“, liest man weiter unten auf den Flugblättern, die dieser Tage in Sillenbucher Briefkästen gelandet sind. Der Absender: eine Versicherungsagentur im Bezirk. Sie möchte, so wirkt es, von der aktuellen Verunsicherung rund um Corona-Impfungen profitieren und Unfallversicherungen verkaufen, die bereits seit 2009 Impfschäden mitversichern. „Jetzt online Termin vereinbaren“, wird auf dem Flyer empfohlen.

 

Deutschland-Zentrale der Versicherung auf den Plan gerufen

Diese Art des Marketings hat nicht nur manchen Sillenbucher irritiert, sondern auch die Deutschland-Zentrale der Versicherung auf den Plan gerufen. In einer Stellungnahme wird gegenüber unserer Zeitung versichert, Corona-Impfungen seien aus Unternehmenssicht ein „sehr wirksames Mittel, um die Pandemie einzudämmen und auch das Risiko von möglichen negativen Folgen einer Virusinfektion für jeden Einzelnen so weit wie möglich zu minimieren“.

Im selben Atemzug distanziert sich eine Sprecherin von der Kampagne des Sillenbucher Büros. Es handle sich um keinen offiziellen Flyer, sondern um ein vom Vertreter selbst entworfenes und verteiltes Flugblatt. „Der Flyer hat bei einigen Kunden der Agentur Verunsicherung ausgelöst“, teilt sie mit. „Wir entschuldigen uns dafür bei den Kunden – auch im Namen des Vertreters, mit dem wir bereits zu dem Vorgang gesprochen haben und der die Irritationen, die seine Aktion erzeugt hat, bedauert.“

Fakten zu Impfschäden

Was ist überhaupt dran am Thema Impfschäden? In der Pandemie werden im bundeseigenen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zentral Informationen über Impf-Nebenwirkungen in wöchentlichen Berichten ausgewertet. Seit dem Beginn der Corona-Impfkampagne bis einschließlich 17. Januar wurden dem PEI demnach 645 Verdachtsfälle mit 2629 unerwünschten Reaktionen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung mit dem Produkt der Firma Biontech gemeldet. In 145 Fällen wurde über schwerwiegende Reaktionen geklagt. In der Relation zu den bis damals mehr als 1,1 Millionen Geimpften heißt das: Leichte Nebenwirkungen – etwa Kopfweh oder Schmerzen an der Einstichstelle – gab es in 0,57 Fällen pro 1000 Impfdosen, schwere Nebenwirkungen – etwa allergische Reaktionen, Durchfall oder Fieber – in 0,13 Fällen je 1000 Impfdosen. Nach einer Impfung mit dem Moderna-Produkt wurden zudem in zwei Fällen elf leichte Reaktionen gemeldet.

Flyer-Verteilung wurde gestoppt

21 Todesfälle im zeitlichen Abstand von bis zu 14 Tagen nach einer Corona-Impfung wurden dem PEI zudem gemeldet. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen betrug demnach 83,5 Jahre. Im Bericht heißt es: „Alle Patienten hatten schwerwiegende Vorerkrankungen wie zum Beispiel Karzinome, Niereninsuffizienz, Demenz vom Alzheimer-Typ, Enzephalopathie, die vermutlich todesursächlich waren.“ In Einzelfällen stünden weitere Infos noch aus.

Zum Hintergrund der Werbeaktion ist vom Sillenbucher Versicherer selbst nichts zu erfahren. Er verweist zu offiziellen Stellen. Dort heißt es, die Verteilung des Flyers sei gestoppt worden.